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MOUNTAIN GOATS

Bleed Out

Wenn einen eine Band schon seit Mitte der Neunziger begleitet und eigentlich nie in Vergessenheit geraten ist (wie auch, wenn seitdem über zwanzig Platten entstanden sind), und man begierig jede neue Platte anhört, obwohl man keine großen Änderungen im Songwriting erwartet, muss das mehr als reine Gewohnheit sein. Die Art und Weise, wie John Darnielle Songs schreibt, hat sich streng genommen tatsächlich nicht eklatant verändert, aber auch Darnielle ließ irgendwann eigenbrötlerisches Homerecording hinter sich, suchte ein richtiges Studio auf und ließ sich von einer echten Band begleiten, zu der schon seit längerem Bob Mould-Schlagzeuger Jon Wurster und Bassist Peter Hughes gehören, letzterer sogar schon seit dem Album „Tallahassee“ von 2002. Und natürlich sind es die Themen, die Darnielle umtreibt, die jedem neuen THE MOUNTAIN GOATS-Album eine spezielle Note verleihen. In diesem Fall inspirierten Darnielle offenbar die Actionfilme der Sechziger, Siebziger and Achtziger Jahre, und so heißt ein Song hier etwa „First blood“, der Originaltitel von Ted Kotcheffs Film „Rambo“. Das Album startet mit dem großartigen Song „Training montage“, ein Stück mit identischem Titel findet sich auch im „Rocky IV“-Soundtrack. Zwar haben beide Stücke musikalisch nichts miteinander zu tun, dafür ist „Training montage“ einer der besten THE MOUNTAIN GOATS-Songs der letzten Jahre. Und auch das gezeichnete Cover scheint einem Poliziottesco der Sechziger oder Siebziger Jahre entsprungen zusein, denn darauf sind im Vordergrund vier zugedeckte Leichen, viel Blut und im Hintergrund ein italienisches Polizeiauto zu sehen, wozu natürlich auch der Titel „Bleed Out“ gut passt. Im Gegensatz zum etwas durchwachsenen letztjährigen Vorgänger „Dark In Here“ ist „Bleed Out“ wieder ein rundum gelungenes Album von Darnielle, der seinem bekannten Songwriting durch Instrumentierung, Arrangements und stilistische Breite neue Facetten abgewinnen kann, und trotzdem vollkommen unverwechselbar bleibt.