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HEXVESSEL

Kindred

Das große Mysterium an einer Band wie den Finnen HEXVESSEL dürfte sein, wie deren psychedelisch-poppiger Okkult-„Forest-folk“ genau zum sonstigen Schaffen des Engländer Mat McNerney passt, den man auch als Frontmann der post-punkigen GRAVE PLEASURES kennt, die 2015 aus BEASTMILK hervorgingen. Man kann sicherlich beide Bands mögen, musikalisch lässt sich da kaum irgendeine Form von Deckungsgleichheit herstellen angesichts des eher behäbigen, rural anmutenden und stellenweise fast schon etwas kitschigem Wald-und-Wiesen-Folks von HEXVESSEL. Im Gegensatz zum Vorgänger „All Tree“ zieht mich ihr fünftes Album „Kindred“ aber deutlich mehr in seinen Bann, auch wenn es hier vor allem um getragene, sehr atmosphärische Sounds geht, allesamt sehr abwechslungsreich instrumentiert und mit skurriler Melodik versehen und angetrieben vom gesanglichen Pathos von Mat McNerney. In den mehr von Jazz und Prog geprägten Tracks klingt das teilweise, als ob David Eugene Edwards die frühen JETHRO TULL gecovert hätte, hinzu kommt auch noch eine gewisse Nick Cave-Dramatik. Beim letzten Mal hätte ich jederzeit GRAVE PLEASURES den Vorzug gegeben, dieses Mal fällt mir diese Gewichtung schon schwerer, denn „Kindred“ ist zwar wieder ein sehr ruhiges, aber ein stilistisch immer wieder überraschendes und auch emotional packendes Album geworden, quasi der perfekte Entschleunigungssound mit starker Neo-Hippietum-Schlagseite. Ein in sich extrem stimmiges Konzept, bei dem auch erst gar nicht weiter auffällt, dass HEXVESSEL hier mit „Fire of the mind“ ein erst nach dem Tod von John Balance veröffentlichtes COIL-Stück äußerst gelungen gecovert haben.