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HEXVESSEL

Polar Veil

Nahezu parallel erschienen aktuell neue Platten der beiden Bands GRAVE PLEASURES und HEXVESSEL des in Finnland lebenden Engländers Mat McNerney, die eigentlich musikalisch bis auf den Sänger nur wenige Gemeinsamkeiten aufweisen. Während GRAVE PLEASURES das Feld von Post-Punk und Wave in modernisierter Form beackern, wurden HEXVESSEL bisher bestimmt von einem psychedelisch-poppigen Okkult-„forest folk“, der auf dem 2019er Album „All Tree“ noch zu sehr von einer Wald-und-Wiesen-Romantik berauscht war. Der Nachfolger „Kindred“ von 2020 konnte den bisweilen etwas kitschigen Neo-Folk mit viel Atmosphäre und Jazz- und Prog-Einflüssen deutlich aufwerten. Album #6, „Polar Veil“, überrascht mit der kompletten Abwesenheit von betulichem Neo-Hippietum und überholt die aktuell doch recht soften und poppigen GRAVE PLEASURES in Sachen Rockigkeit um Längen. Denn statt entschleunigtem Neo-Folk wie bisher wird „Polar Veil“ von extrem verdichteten, düsteren Black-Metal-Einflüssen geprägt, ohne dabei die üblichen Stereotype zu verbraten, die man eben mit diesem Genre verbindet. Das liegt natürlich zum einen an McNerneys unverkennbarem kraftvollen Gesang, zum anderen daran, dass auch das Songwriting wesentlich subtiler und variationsreicher als bei den meisten sortenreinen Black-Metal-Bands ist. HEXVESSEL haben sich zwar die nihilistische Grundstimmung und Intensität beim Black Metal geborgt, daraus aber ihr ganz eigenes Ding mit Anklängen von Prog, Doom und Gothic Rock gemacht.