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TOTEN HOSEN

Learning English Lesson 3: Mersey Beat! The Sound Of Liverpool

Das Buch zum Film? Nein, der Soundtrack zum Buch, quasi. Im Herbst 2020 kam Campinos autobiografisches Buch „Hope Street“, im Sommer davor entstand, inspiriert von dessen Beschäftigung mit seiner Familiengeschichte und dem FC Liverpool, als „spontaner Schnellschuss [...] innerhalb weniger Tage [...] eine Liebeserklärung an Liverpool und seinen Sound, der für einen kurzen historischen Moment Anfang der Sechziger Jahre die wichtigste Musik der Welt war“ (Zitat DTH), dieses Album, dessen Titel bereits die Verortung im Werkkanon der Düsseldorfer vorwegnimmt. Nachdem man bei den ersten beiden Englischlektionen die offenkundige Punk-Sozialisation covernd durchexerzierte, geht es hier nun in eine Ära, die auch trotz baldigem Erreichens des siebten Lebensjahrzehnts kein Hosen-Mitglied bewusst miterlebt hat. Die Beat-Musik aus der Stadt an der Mündung des River Mersey verwandelte damals die Musiklandschaft, nicht ohne Grund war in den USA von der „British Invasion“ die Rede angesichts des Hitparaden-Durchmarschs von BEATLES und Co. Apropos BEATLES: Klar sind auch die bei den 15 Coversongs dabei, mit „Slow down“, aber hier spielen die Hosen über Bande: den Song coverten diese früh in ihrer Karriere. Wohingegen die Lennon/McCartney-Nummer „Bad to me“ damals von BILLY J KRAMER & THE DAKOTAS gespielt wurde. Los geht es mit „Hippy hippy shake“ von THE SWINGING BLUE JEANS, es folgen unter anderem „Do you love me“ von FARON’S FLAMINGOS, „Needles and pins“ von den SEARCHERS, das wiederum genial von den RAMONES „entführt“ wurde. Als Rausschmeißer dient „Ferry cross the Mersey“ von GERRY & THE PACEMAKERS. Im Booklet finden sich kundige Linernotes und so macht diese Coverplatte durchaus Spaß, wobei man aber d’accord gehen muss damit, dass hier eher auf werktreue Darbietung wert gelegt wurde und keinerlei „Verhosung“ oder gar eine Verpunkung à la THE DICKIES oder ME FIRST AND THE GIMME GIMMES stattgefunden hat. Womit wiederum DIE TOTEN HOSEN auch nicht anders klingen als hunderte von Tanzbands weltweit, die mit diesem soliden Programm vor einem Publikum spielen, das als Zeitzeugen mittlerweile eher Krücke als Tanzbein schwingt ... Ein unauflösbares Dilemma. Gut finde ich übrigens, dass man im Hause Hosen nichts wegwirft: Das Briefpapier mit dem netten Anschreiben der Band inklusive Originalunterschriften trägt noch die Adresse des alten Label-HQs im Düsseldorfer Hafen. Da sind die aber locker schon vor einem Jahrzehnt weggezogen. Aber das schöne Briefpapier entsorgen ...? Man sieht da geradezu Heinrich Lohse, Einkaufsdirektor bei der „Deutschen Röhren AG“, aus Loriots „Pappa ante Portas“ vor sich mit seinem Hang zu günstigen Großbestellungen – palettenweise ist auch Briefpapier günstiger ...