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SWANS

Leaving Meaning.

Michael Gira hat seit den frühen Achtzigern ein beachtliches wie gleichermaßen radikales musikalisches Gesamtwerk geschaffen, bei dem der größte Teil von den zahlreichen Alben der SWANS eingenommen wird, die neben SONIC YOUTH wohl zu den prototypischsten Vertretern von New Yorker Noiserock gehörten.

Nach deren Auflösung im Jahr 1997 konnte Gira seine künstlerischen Visionen dann vor allem bei ANGELS OF LIGHT erfolgreich weiterführen. 2010 wurden die SWANS wiederbelebt, allerdings ohne Giras damalige Partnerin Jarboe, und es entstanden bis 2017 in einer recht stabilen Besetzung vier neue Platten, die wie schon die letzten Werke der SWANS nicht mehr die frühere Brachialität der Band besaßen, ohne dass man deswegen dabei von konventioneller Rockmusik sprechen könnte.

Denn normalen Hörgewohnheiten setzt Gira Musik entgegen, die sich in einem permanenten Zustand der Auflösung befindet, wobei dieser avantgardistische Ansatz bei SWANS einhergeht mit einer tiefgründigen Emotionalität.

2017 erklärte Gira auch diese SWANS-Phase für beendet und kehrt zwei Jahre später mit einem epischen neuen Album zurück, das mit unterschiedlichsten Gastmusikern aufgenommen wurde, darunter Anna und Maria von Hausswolff, Ben Frost, THE NECKS, Baby Dee, Thor Harris oder Paul Wallfisch.

Insgesamt sechs Stücke, verteilt auf zwei CDs, die es auf insgesamt gut neunzig Minuten bringen. „Leaving Meaning.“ ist im Gegensatz zu den vorherigen SWANS-Platten eine recht ruhige und fast meditative Angelegenheit, bei der sich die zwischen fünf bis zwölf Minuten langen Songs langsam hochschrauben und sich aus ihren repetitiven Strukturen befreien, um sich dann meist doch sehr mitreißend zu entladen.

Gira gelingt auch hier ein intensiver dramatischer und majestätischer Trip in rituelle Sphären von Rockmusik, zwischen Miss- und Wohlklang, bei der selbst die chaotischsten Momente eine erstaunliche ästhetische Qualität besitzen.