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ALAN VEGA

Live At Rockpalast 1982

2022 wurde endlich, nach fast vierzig Jahren, das famose „Saturn Strip“-Album von Alan Vega wiederveröffentlicht, und das zeigt, wie unterbewertet es lange Zeit war. Ich erinnere mich, wie das Album in den Achtzigern selbst in den Ramschkisten wie Blei stand – ich erbarmte mich seiner und wurde reich belohnt, denn nachdem ich kurz zuvor SUICIDE entdeckt hatte, jene Band, mit der Alan Vega ab Ende der Sechziger zusammen mit Martin Rev Punkrock neu definiert hatte, war ich heiß auf mehr von dem Mann. „Saturn Strip“ war damals eine Abkehr vom krassen, teils fast schon unerträglich kompromisslosen SUICIDE-Sound gewesen, ein Ausflug in Richtung „normalen“ Rock’n’Roll, mit dem Vega wie bei seinem Solo-Debüt von 1980 und „Collision Drive“ von 1982 seiner Vorliebe für Rockabilly Ausdruck verliehen hatte, siehe etwa „Jukebox baby“ und „Video babe“. Zum „Collision Drive“-Album von 1982 ging Vega auf Tour, kam auch nach Deutschland und spielte in Köln in den Sartory-Sälen am 6. April 1982 eine Show, die vom WDR-Rockpalast in Ton und Bild mitgeschnitten wurde. Acht Songs sind nun auf dieser LP-Version der Show-Aufzeichnung enthalten, „Magdalena“, „Goodbye darling“, „Jukebox baby“, „Je t’adore“, „Bongo bongo“, „Outlaw“, „Be bop a lula“ und „Sexy“, teils sieben, acht Minuten lang, und sie zeigen, dass Vega damals seine fast schon an Pop grenzenden Studiosongs live mit der nötigen Härte und Kompromisslosigkeit rüberbrachte, begleitet von Mark Kuch (gt), Sesu Coleman (dr) und Larry Chaplan (bs). Alan Vega, der am 16.07.2016 im Alter von 78 Jahren starb, wurde mit dieser LP angemessen Tribut gezollt, denn hier liegt als Bonus noch eine DVD bei, auf der sich die Videoversion des Konzerts findet sowie der Film „Collision Drive“ aus dem Jahr 2002, der aus zwei Teilen besteht: zum einen einer Doku über Vegas damalige Kunstausstellung (er war auch bildender Künstler, Installationen und Skulpturen sein Metier), zum anderen einem Interview. Der Film ist von Lucía Palacios und Dietmar Post, der wiederum mit seinem Label Play Loud hinter dem ganzen Projekt steckt. Exzellent: Das achtseitige Booklet mit alten (deutschen) Presseschnipseln zu Vega, Infos zu seiner Kunst und Abbildungen dieser, in Ergänzung zum Film.