Schon erstaunlich, wie eine Band, die bereits Ende der Siebziger in Manchester zu Zeiten ihrer Labelmates JOY DIVISION im Kontext von Post-Punk keinen so richtig interessierte, plötzlich wieder so präsent ist. Auch die rasche Hinwendung von ACR zu Pop, Jazz, Dub, Funk, Soul und anderen Formen von Dance Music in den Achtzigern war ihrer Popularität nicht unbedingt förderlich. Inzwischen erschien 2020 ein sehr gutes neues Album, gefolgt von einer Box mit durchweg hörenswerten Raritäten und eine Remix-Platte auf Mute, neben der Neuauflage des gesamten Backkatalogs auf CD und Vinyl. Das letzte Steinchen im Puzzle ist jetzt quasi diese Live-Platte, die in Ermangelung echter Auftrittsmöglichkeiten während der Pandemie entstand, und eine 1:1-Kopie des letzten Albums „ACR Loco“ liefert, nur eben live eingespielt. Über den Sinn oder Unsinn so einer Veröffentlichung kann man sicher streiten, die aber zeigt, dass ACR auch live funktionieren – vielleicht sogar noch besser als im Studio –, wo sich die Band deutlich kantiger und, ja, post-punkiger präsentiert, ohne dass dabei ihr smarter Pop-Jazz-Funk (klingt schlimm, ist es aber nicht) an Qualität einbüßen wurde. Der Fan (ich) weiß das zu schätzen, alle anderen wählen vielleicht lieber andere ACR-Werke als Einstieg.
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