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BRUCE SPRINGSTEEN

Only The Strong Survive – Covers Vol. 1

Männer und ihre Autos, ein endloses Thema, auch anno 2022 in Fridays For Future-Zeiten. Insofern ein interessantes Cover für ein Coveralbum: Bruce Springsteen, Jahrgang 1949, posiert wie eine gemorphte Version seines achtzehnjährigen Ichs vor einem 1967er Chevrolet Camaro RS Z28 – eines Baujahrs also, das seinem mit dem Foto implizierten Alter entspricht. Das hat einen seltsamen Verfremdungseffekt zur Folge: das Auto – womöglich aus des Sammlung des Boss? – im Neuwagenzustand, der Held des Heartland Rock zwar in Kleidung und Habitus näher dran an James Dean als an einem Elder Statesman des Rock, aber doch deutlich in die Jahre gekommen. Exzellent fotografiert, Mann wie Fahrzeug, das auch im Booklet in weiteren Aufnahmen in Szene gesetzt wurde. Ein bisschen aus der Zeit gefallen wirkt diese Motivwahl in Zeiten, da das Ende des Verbrennungsmotors gekommen ist, und die Rechtfertigung der Zurschaustellung eines Fahrzeugs, das sich locker 20 Liter Super auf 100 km reinzieht. Aber anders gesehen: Springsteen selbst ist ein Anachronismus im Rockmusik-Business, seine Affinität zu Autos seine ganze Karriere über dokumentiert, doch Neil Young, vier Jahre älter als Springsteen und ebenfalls mit Vorliebe für klassischen US-Automobilbau, scheint da eher die Zeichen der Zeit erkannt zu haben und engagiert sich für die Elektrifizierung solcher Classic Cars. Springsteen wiederum hat sich auf diesem Album (More to come? Siehe „Vol. 1“ im Titel ...) der Modernisierung klassischer Soul-Nummern gewidmet, und diese Neuinterpretationen weisen wiederum eine Parallele zum Covermotiv auf: Wie der Chevy, der sich im Neuwagenzustand präsentiert, wirken auch die 15 Lieder wie perfekte Restaurationen – statt Patina könnte man hier fast schon einer überproduzierten Glätte sprechen. Das mindert den Reiz etwas, andererseits sind Songs wie das titelgebende „Only the strong survive“, „Nightshift“, das famose „The sun ain’t gonna shine anymore“, „Hey, Western Union man“ oder „What becomes of the brokenhearted“ einfach grandiose Nummern, denen die charakteristische Stimme des Boss fast immer den nötigen Kick verleiht.