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IT’S EVERYONE ELSE

Pirouette

Ich mag Schlagzeug, das klingt, als werde geschossen, als werde da jemand/etwas verprügelt. Die Drums von IT’S EVERYONE ELSE klingen jedenfalls genau so – und kommen aus der Konserve. Pika Golob und Lucijan Prelog aus Slowenien stehen live mit zwei digitalen Tasteninstrumente auf der Bühne, singen/brüllen beide und wurden von mir anlässlich ihres 2017er Albums „Heaven Is An Empty Room“ mit ATARI TEENAGE RIOT, BIG BLACK, SUICIDE und LOST SOUNDS verglichen. Auf ihrem vierten Album „Pirouette“ nun, das Debüt kam bereits 2012, präsentieren sie sich etwas reduzierter, weniger krawallig. Ein Fakt, der sich womöglich dadurch erklären lässt, dass beide Musiker:innen, wie sie schreiben, nicht nur pandemiebedingt durch dunkle Zeiten gingen: von „mental health issues“ ist hier die Rede, und davon, dass das Musikmachen als therapeutische Maßnahme mit kathartischer Wirkung wahrgenommen wurde. So sei dieses Konzeptalbum entstanden, fast von alleine, und zu ihrem bis dato schlüssigsten Werk geworden. In der Tat fällt auf, dass „Pirouette“ eben nicht mehr so ballerig, songorientiert ist, dafür aber einen Flow bekommen hat, der fast schon magisch ist. Hier ist mehr Industrial als bisher, die acht Kompositionen haben was von massivem Post-Rock, wummern und blubbern auch mal schamanisch anmutend, und auch wenn hier labelseitig von „electronic music“ die Rede ist, führt diese Begrifflichkeit in die Irre. SWANS hingegen sind eine gute Referenz. Erstaunlicherweise haben TORPEDO aus Lausanne quasi zeitgleich mit „Orpheo_ Nebula“ ein Album veröffentlicht, das wie ein Zwilling von „Pirouette“ wirkt. Ein mächtiges, fast schon überwältigendes Werk auf blutrotem Vinyl.