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GUISBERG

The Legacy

Zuerst kommt der Erklärbär, und der zitiert sich selbst aus der Rezension des „Double Flex“-Albums von 2014: Guisberg ist ein Weiler im Nordelsass oder Südlothringen, auf halbem Weg zwischen Straßburg und Saarbrücken. In Straßburg wiederum hat das Label von GUISBERG seinen Sitz, die wie selbiges aus dem Elsass stammen. Herzfeld, der Labelname, nimmt Bezug auf den ursprünglichen Namen von John Heartfield, jenem begnadeten Grafiker, der den Nazis mit seinen Zeichnungen und Fotomontagen Paroli zu bieten versuchte. – 2014 ... habe ich was verpasst? Nein, und davor kam die letzte (erste) Platte 2008 – Jay, Father M und Renz sind also eher die gemütliche Art Musiker, nichts überstürzen, und so klingen sie auch. An die leider in Vergessenheit geratenen und vom Produzentenruhm ihres kreativen Kopfs John Congleton in Sachen Bekanntheit überholten THE PAPER CHASE erinnert mich ihr dynamisch und transparent in Szene gesetzter Indierock mit partiellem Einsatz von Mandoline und Harmonium, der auch die Knarzigkeit von SONIC YOUTH aufweist. Was ich, wie ich eben feststelle, auch schon zu „Double Flex“ konstatierte. GUISBERG können aber auch fast schon Pop, etwa bei „The flying steers ...“, wo dann wieder SEBADOH durchschimmern. Wie man es auch dreht, dieses Album steckt in seiner Zeitlosigkeit knietief im Indierock der Neunziger und ist so entkoppelt vom Hier und Jetzt, dass man das bewundern anerkennen muss. Mit zwölf Songs in fast einer Stunde ist man im Bereich der Spielzeit einer Doppel-LP, weshalb es das Album leider nur als CD gibt. Und irgendwie ist dann da auch noch ein halbes Konzeptalbum drin (Stichwort: PINK FLOYD) – nicht verkopft, sondern mit Humor konstruiert.