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MORAL PANIC

Validation

Was wird aus dem guten, alten Vollgas-Rock, wenn in ein paar Jahren alles elektrisch fährt? Wer wird solche Metaphern dann noch verstehen? Kein Reifenquietschen mehr, kein V8-Geboller, keine kreischenden Motoren, kein Gaspedal mehr – nur noch leises Tesla-Surren, nur noch Langeweile? Wer wird Begriffe wie „high octane rock“ noch verstehen? Nun, bis zur Weltherrschaft des Elon Musk ist es noch etwas hin, hoffe ich, und bis dahin sollen beispielsweise MORAL PANIC aus NYC noch dem guten alten Bleifuß-Rock’n’Roll huldigen können, denn noch sind die Klebefinger der Klimaaktivisten nicht auf die Idee gekommen, sich das vermeintlich schändliche Treiben dieser Herren mal vorzunehmen. „Anti anti anti“ (ein Cover von THE CONSUMERS) könnte jedenfalls eine Antwort hierauf sein, wobei das direkt folgende „Outta gas“ das nahende Ende schon zu ahnen scheint. Acht Songs auf 45 rpm missachten jedes Tempolimit und erinnern mich diesmal an jene Band, die schon früh die Zeichen der Zeit in Sachen Mobilität erkannt zu haben scheint: ELECTRIC FRANKENSTEIN. Daniel Kelley (voc, gt), Eric Robel (dr) und Michael Dimmitt (bs) sind mit „Validation“ nach einer 7“ Anfang 2022 und nach den beiden titellosen Platten von 2017 und 2019 nunmehr bei Album Nummer drei angekommen. Wem die geschätzt zwanzig Minuten Spielzeit zu kurz sind, der soll zur Strafe Progrock hören müssen bis ans Lebensende. Das hier sind spitze, scharfe Punkrock-Attacken, Musik wie ein Tritt in ein Wespennest.