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KIEV STINGL

X R I Nuit

Kiev Stingl gab gern das muffelige Enfant Terrible, veröffentlichte Ende der Siebziger auf drei verschiedenen deutschen Majors (Philips, Metronome und Teldec) jeweils genau ein Album, bevor es ihm gelang, sich mit der Geheimpolizei von Madagaskar (!) anzulegen, und er sich beinahe ein Todesurteil einfing. Der Tod am Strang blieb ihm aber erspart; auf krummen Wegen konnte er außer Landes gebracht werden, so dass er 1982 erneut für Teldec eine Handvoll Songs einspielen konnte. Diese blieben allerdings, nicht zuletzt weil Teldec Stingl „droppte“, in fragmentarischem Zustand. Nach knapp vierzig Jahren sind die Aufnahmen nun mit Hilfe des Experimentalektronikers Niklas David (AUDIAC) vollendet worden und FAUST-Musiker Jürgen Irmler hat die eigenartigen Nummern auf einem Mini-Album veröffentlicht. Die Songs haben einen ungeschliffenen Charakter, Stingls beschwörend brummelnder Bariton trägt kryptische, anklagende Textfetzen vor, und oft mit spartanischer Begleitung (manchmal lediglich eine zwei Akkorde greifende Orgel) versehen ist „X R I Nuit“ sicherlich das sperrigste Werk im überschaubaren Stingl-Katalog.