GET UP KIDS

On A Wire CD

Seit Monaten gibt es Streitereien, wer die Platte nun veröffentlichen darf. Epitaph wollten für Europa die Rechte, wie es schon beim Vorgänger "Something To Write Home About" der Fall war (und auch vertraglich festgelegt).

Nun sieht es fast so aus, als dürfe Motor ran. Mir egal, denn hier geht es um die Musik und nicht ums verkackte Business. Bevor ich beginne, mich mit dieser Platte auseinander zu setzen, möchte ich einige Dinge grundlegend klären.

Die GET UP KIDS sind meine Lieblingsband, zumindest sage ich das, wenn mich jemand fragt. Die Erklärung ist ganz plausibel: Bisher habe ich jedes einzelne Lied dieser Band wirklich geliebt und konnte es mir immer und immer wieder anhören, ohne es leid zu werden.

Ich denke, dass ist es, was eine Lieblingsband ausmacht. Selten habe ich eine Band gehört, die mit schönen Melodien nur so um sich schmeißt. Das war mal Emo, mal Pop-Punk und mal einfach Power-Pop.

Auf dem zweiten Album kam eine käsige Orgel dazu, die von COALESCE-Schlagzeuger James DeWees bedient wurde. Das fand ich super, hat dem Soundbild der Band noch eins draufgesetzt. James tobte sich dann nebenbei mit REGGIE AND THE FULL EFFECT aus.

Auch diese Ergüsse waren toll, bisweilen gar sehr amüsant. Auch Sänger Matt Prior, der GET UP KIDS-Hassern ob seiner Jungenstimme ein Dorn im Ohre ist, tobte sich mit seinen NEW AMSTERDAMS aus.

Dieses Projekt nahm ich als nett, aber nicht weiter wichtig zur Kenntnis. Es gab akustische Songs, Folk-Duselei und Balladeskes zu hören, doch konnten die beiden Alben nicht großartig die Wartezeit zum neuen Album verkürzen.

Nun ist es fertig, das Neue. Selten habe ich auf eine Platte derart sehnsüchtig gewartet. Ich wusste einfach, dass es mit Sicherheit großartig werden wird, dass die GET UP KIDS damit endlich jedem Rockhörer ein Begriff werden würden, ja sogar JIMMY EAT WORLD vom Emo-Thron stoßen.

Doch sie werden es nicht. Warum? Weil ihr neues Album gerade mal ein besseres NEW AMSTERDAMS-Album ist. Mal ein bisschen folkig, mal ein bisschen countryesk und hier und da gibt's was Balladeskes, doch Emo oder Punk sucht man vergebens.

Man könnte den GET UP KIDS nun Weiterentwicklung und Reife unterstellen. Vielleicht auch eine tolle Verweigerungshaltung und ein angenehmes Nicht-nach-dem-Trend-Schielen. Doch wollte ich das? Wollten wir das? Ich denke nein! Dieses Album wollten wir nicht von den GET UP KIDS.

Nein, wir, die Fans wollten den, meinetwegen, gleichen alten Scheiß haben. Wir wollten ein Album mit Pop-Punk-Hymnen die uns den Sommer sonnig machen und im Winter das Herz wärmen. Das, was uns nun erwartet, kennen wir schon von anderen Bands, u.a.

von den WEAKERTHANS. Und die können es scheinbar besser und veröffentlichen auch nicht nur ruhige Lieder auf ihren Alben, sondern lassen die Gitarre auch mal lauter zu Wort kommen. Nur nicht meine GET UP KIDS.

Die verzetteln sich in Singer/Songwriter-Herzschmerz und Uffta-Uffta-Country-Pop. Das ist nicht wirklich übel, bisweilen sogar ganz gut, aber trotzdem zum Heulen enttäuschend! Ich, wir Fans, werden damit leben müssen und hoffen, hoffen, dass es beim nächsten Mal wieder einen Rückschritt gibt, eine sagenhafte Rückkehr zu den eigenen, von uns so geliebten Wurzeln.

Hoffentlich. (43:26) (6/10)