MUDHONEY

The Lucky Ones

Seattles Vorzeigelabel feiert 20-jähriges Bestehen und zufällig hat auch deren früheres Flaggschiff MUDHONEY eine neue Platte aufgenommen, bereits zwei Jahre nach dem letzten, "Under A Billion Suns". Eitel Sonnenschein herrschte zwischen dem Grunge-Urgestein und ihrem Jetzt-Wieder-Label zwar nicht immer - natürlich ging es da um Geld -, aber da die Band inzwischen zum reinen Hobby der Beteiligten geworden ist, ist man auf Sub Pop ja nicht unbedingt schlecht aufgehoben, denn lieblosen Umgang mit seinen Künstlern kann man den Machern sicher nicht vorwerfen, was sich alleine schon an den schön gestalteten CD-Verpackungen zeigt.

Gewartet hat man auf "The Lucky Ones" zwar nicht unbedingt, eine Sensation ist die Platte im Gegensatz zu, Comeback-Album von DINOSAUR JR ganz sicher nicht, und regt eher zum Grübeln darüber an, welchen Stellenwert MUDHONEY wohl bei einer nachgewachsenen Generation von Indierock-Hörern haben mögen.

Etwaige Anbiederung an den Zeitgeist lässt sich nicht feststellen, was wenig verwunderlich ist. MUDHONEY klingen sofort deutlich nach MUDHONEY, schon bedingt durch den gewöhnungsbedürftigen Gesang von Mark Arm, der hier zum ersten Mal nicht Gitarre spielt und an dem sich erneut bei vielen die Geister scheiden werden.

Gerade erschien ja auch noch ein Album von THE MONKEYWRENCH - wo ebenfalls Mark Arm und Steve Turner beteiligt sind -, und teilweise ist nicht ganz klar, wo denn jetzt genau der Unterschied zwischen beiden Bands besteht, deren Songs sich untereinander austauschen lassen, ohne dass man die Einheit beider Platten empfindlich stören würde.

Denn neben ihrem bekannten Rumpelsound gibt es auch bei MUDHONEY immer wieder überraschend psychedelisch anmutende Instrumentalparts, die den rohen Gesamtsound von "The Lucky Ones" nicht unbedingt leichter verdaulich machen.

Keine Platte, die man wegen herausstechender Einzelsongs schätzen sollte, sondern wegen ihrer brachialen, kompromisslosen Attitüde gepaart mit kantiger, energetischer Rhythmik. Aber wie schon gesagt, wie viel Charme dieses Zitieren und gleichzeitiges Abschütteln der eigenen Vergangenheit noch für alte Fans beziehungsweise einen ganz neuen Käuferkreis haben könnte, steht auf einem anderen Papier.

"The Lucky Ones" ist aber auf jeden Fall ein erneuter überzeugender Ausdruck der Fähigkeiten von Mark Arm, Steve Turner und Dan Peters, den Urmitgliedern von MUDHONEY, in denen der Protopunk-Sound von MC5 oder den THE STOOGES wie ein in Bernstein eingeschlossenes Fossil unbeschadet die Jahrzehnte überstanden hat.

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