BOBBY CONN

Rise up!

Warum sollte dieser Mann verrückt sein? Vielleicht, weil er eine Weltanschauung entwickelt hat, die in dem "Continous Cash Flow"- System als Manifest wiederzufinden ist, nach der wir unser ganzes Geld verschwenden sollen ohne etwas dafür zu bekommen, geschweige denn es nach getaner Arbeit als Lohn einzunehmen? Vielleicht, weil er vorhersagt, dass sonst das baldige Untergehen dieser unserer Welt mit all ihren schönen schnöden Dekadenzen bevorsteht? Weil er deshalb nochmal so richtig feiern will? Ohne wenn und aber? Der Mann ist natürlich komplett DURCH, aber das macht er so gut, dass einem das Herz zerspringen will vor Begeisterung.

Das, was dabei an Musik entsteht, steht dem Inhaltlichen seiner Texte in nichts nach, will sagen: das Tolle an seinen Rockkompositionen (!) ist, dass sie einem die prätentiösen Siebziger, mit dem ganzen Pomp-Rock-Scheiss, mit Pink Floydigen Einleitungen und geschminkten Geigen, mit affektiertem Gesang (der aber nie den Eindruck erweckt, hier wäre etwas konstruiert) so nahebringen, dass man keinen Unterschied zwischen Emotion und Künstlichkeit, zwischen ernstem und affektiertem Verhalten mehr erkennt.

Dass so ein Verhalten dann wie hinterrücks als ernstgemeinte Pose verkauft wird, macht dann noch mehr Spass (live kommt das übrigens supersuperhart). Es wird ja gerade in diesem Heft beklagt, dass immer weniger Bands etwas zu "sagen" hätten, was ja auch ein Grund ist, warum immer mehr "Indie"-Bands zu elektronischen Klängen greifen, die anscheinend Wortlosigkeiten verschleiern können.

BOBBY CONN liegt nichts ferner. Der "angry young man" mit seiner Gitarre im Anschlag, ehrlich und mit Schweiss in seinem Angesicht, der ist schon lange tot. Bobby Conn lässt ihn als die gemeingefährliche, satanistische Tunte wieder aus dem Grab kriechen.

Wenn das nicht geil ist.