DAILY THOMPSON

Foto© by Dennis Treu

Die glücklichste Band der Welt

Noisolution, das wunderbare Krachlabel aus Berlin, und DAILY THOMPSON, die erdige Stoner-Band aus Dortmund, kannten sich schon jahrelang. Aber eher vom Hörensagen.

Man hat sich bei Festivals getroffen oder übereinander in Zeitschriften gelesen. Pünktlich zur Veröffentlichung des vierten Albums „Oumuamua“ hat man sich entschlossen, gemeinsame Sache zu machen. Ein Kooperation, die für das Label sehr vielversprechend ist und für die Band einen deutlichen Schritt nach vorne bedeutet, wie Bassistin Mephi und Gitarrist Danny im Ox-Interview erzählen.

Was verändert sich für euch durch den Deal mit Noisolution? Eure ersten drei Alben habt ihr ja bei kleineren Labels veröffentlicht.

Mephi: Unser erstes Album kam über Kozmik Artifactz heraus, das zweite haben wir selbst veröffentlicht und beim dritten hat sich dann MIG aka Made in Germany bei uns gemeldet. Noisolution ist aber auf jeden Fall das Nonplusultra für uns. Größer wäre nur noch Sub Pop, deshalb sind wir gerade die glücklichste Band der Welt. Der größte Unterschied zu früher ist vielleicht, dass wir jetzt ein Label haben, das mit genauso viel Liebe und Herzblut mit der Musik umgeht wie wir. Das war vorher nicht so. Da kommt viel mehr Initiative vom Label, nicht immer nur von der Band. Das fühlt sich sehr gut an.
Danny: Mehr Stress ist es auf jeden Fall nicht für uns. Wir waren auch ohne Label immer fast das ganze Jahre ausgebucht. Ich hoffe mal, dass die Shows jetzt größer werden, so wie es für dieses Jahr eigentlich geplant war mit Festivals wie Freak Valley oder Stoned from The Underground.

Ich nehme an, von DAILY THOMPSON könnt ihr bislang nicht eure Miete bezahlen. Was macht ihr, um euren Lebensunterhalt zu finanzieren?
Mephi: Danny und ich machen nebenbei Merch-Jobs. Wir verkaufen zum Beispiel bei Rock am Ring Merchandise-Artikel für Bravado. Oder wir gehen mal mit einer größeren Band auf Tour.
Danny: Da ist von Sido bis Udo Lindenberg alles dabei. Sogar Andrea Berg haben wir schon begleitet. Das meiste Geld kommt aber im Sommer bei großen Festivals rein. Da verdienen wir ganz gut. Davon können wir dann immer ein paar Monate leben. Unser Schlagzeuger Matze ist nebenbei als selbstständiger Grafiker tätig. Dadurch können wir uns unsere Zeit ganz gut einteilen.

Ihr habt euch ja nach dem britischen Zehnkämpfer Daily Thompson benannt, der in den Achtzigern sehr erfolgreich war. Habt ihr eine besondere Verbindung zu ihm?
Danny: Eigentlich gar nicht. Wir fanden nur den Namen cool. Vor fast zwanzig Jahren habe ich in einer Band in Recklinghausen gespielt, mit der haben wir lange nach einem Namen gesucht. Dann standen irgendwann GUITARSHOP ASSHOLE oder DAILY THOMPSON zur Debatte. Und dann haben wir uns eben für GUITARSHOP ASSHOLE entschieden. Aber den anderen Namen hatte ich seitdem immer im Hinterkopf. Weil er einfach geil klingt und gar nichts über die Musik aussagt.
Mephi: Den Zehnkämpfer Daily Thompson kannte ich persönlich nicht. Ich dachte immer, Danny meint Hunter S. Thompson. Täglicher Thompson, das hat für mich gepasst. Bis er mir erklärt hat, dass es sich um einen Sportler handelt.
Danny: Von Daily Thompson gibt es übrigens aktuelle Fitness-Videos auf YouTube, obwohl er schon über siebzig Jahre alt ist. Und die werden gut geklickt.

Ihr habt euch ja für einen wunderschönen Albumtitel entschieden: „Oumuamua“. Klingt irgendwie hawaiianisch, oder?
Mephi: „Oumuamua“ ist der Name eines Gesteinsbrocken im All, der von einer Sternwarte in Hawaii entdeckt wurde. Dieser zigarrenförmige Himmelskörper wurde im September 2017 zum ersten Mal gesichtet und anfangs als Alien-Raumschiff betrachtet.
Danny: Dieser Fels ist dann der Erde ziemlich nahe gekommen und hat alle Wissenschaftler in Panik versetzt. Manche haben ihn wegen seiner ungewöhnlichen Form auch „Cosmic Cigar“ genannt. Die Hawaiianer aber „Oumuamua“, was so viel heißt wie der Ankömmling oder Nachrichtenüberbringer.

Mit ein bisschen Fantasie sieht er auch aus wie ein Joint. Wie hat sich euer Sound nach dem letzten Album „Thirsty“ weiterentwickelt?
Mephi: Irgendwie habe ich das Gefühl, dass unsere Musik an Dynamik gewonnen hat. Auch durch unseren neuen Drummer Matze. Das liegt aber vielleicht auch an der Aufnahme-Strategie. „Thirsty“ haben wir ja noch einzeln im Studio aufgenommen und „Oumuamua“ alle zusammen live im Proberaum. Dadurch wurde der Sound roher und direkter. Und die Songs sind auch ausgereifter, finde ich.
Danny: Unser Sound entwickelt sich mehr in die Stoner-Ecke jetzt. Es gibt natürlich immer noch diese typischen Blues-Riffs von uns und die BLACK KEYS-Anleihen. Aber Stoner passt schon ganz gut. Wir hatten diesmal auch irgendwie keinen Bock darauf, in irgendein Studio zu gehen und dafür jede Menge Geld zu bezahlen. Deshalb haben wir das Aufnahme-Equipment im Proberaum im Musik- und Kulturzentrum MUK aufgebaut. Das hat super funktioniert. Wir haben zwei Wochenenden gebraucht.

„Sad Frank“ heißt der erste Track, den ihr vorab veröffentlicht habt. Der klingt ganz anders, irgendwie nach DOORS. Wer ist denn dieser „Sad Frank“?
Danny: In „Sad Frank“ geht es um einen Promoter, der immer einen Gesichtsausdruck macht, als wäre er sehr traurig. Obwohl er das gar nicht ist. Er versucht immer, sein Bestes zu geben, aber trotzdem wirkt er ständig total niedergeschlagen. Den kennen auch andere Bands. Den traurigen Frank. Das ist so eine kleine Geschichte, die wir in einem Song verarbeitet haben. Wir haben aber keine Message wie RAGE AGAINST THE MACHINE in unseren Texten. Wir wollen einfach coole Rockmusik mit Gesang machen.

Nur Instrumentalmusik wäre nichts für mich.
Mephi: Frank Black von den PIXIES hat ja mal gesagt, dass er nur Texte schreibt, weil die Leute Texte wollen. Ähnlich sehen wir das auch.

Zwischen September und Dezember habt ihr schon jede Menge Konzerte gebucht. Wie zuversichtlich seid ihr, dass die wirklich stattfinden?
Mephi: Das wird sich zeigen. Da sind ja auch zwei Wochen in Spanien dabei. Aber wer weiß, vielleicht wird es im Winter besser sein.
Danny: Wir müssen ja irgendwie weitermachen. Deshalb sind wir vorbereitet, und wenn es wieder losgeht, sind wir dabei. Ob die Konzerte dann auch wirklich stattfinden, kann kein Mensch sagen.
Mephi: Wir haben momentan gar kein Einkommen mehr. Die Merch-Jobs fallen ja auch alle weg. Das ist schwierig gerade. Jetzt sind wir erst mal zum Jobcenter gegangen. Wir müssen ja unsere Miete bezahlen.