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Realitätscheck

In „Matrix“ musste Neo sich entscheiden, ob er die blaue oder die rote Pille nehmen will. Er entscheidet sich für die rote, die ihn aus der Traumwelt holt und ihm die Realität vor Augen führt. Zugegeben, das Beispiel hinkt ziemlich, da Neo ab diesem Zeitpunkt nur noch Probleme hat. Ich versuche dir mal zu erklären, was es mit diesem Gedanken auf sich hat.

Der Realitätscheck, den ich dir nahebringen will, sollte eher das Gegenteil bewirken. Es handelt sich hierbei um ein Instrument der Psychotherapie, das dabei helfen kann, Trigger oder Traumata zumindest kurzfristig in den Griff zu bekommen. Kennst du das, du liegst morgens im Bett, der Wecker klingelt und du weißt sofort, dass dieser Tag absolut sinnlos ist? Oder du sitzt im Büro und willst nicht nach Hause gehen, weil da sowieso nichts auf dich wartet außer die Leere, die dich zum gefährlichen Grübelzwang verleitet?

Ich persönlich komme immer wieder auf die Idee, ich wäre ganz alleine auf dieser Welt. Interessiert sich ja eh keiner für mich. Diese Gedanken sind einfach da. Die Depression sorgt dafür, dass sich dies so anfühlt, und ich würde in diesem Moment meine Hand dafür ins Feuer legen, dass jede Person, die das Gegenteil behauptet, lügt.

Aber stimmt das eigentlich? Ich kann jetzt nicht sagen, mach den Realitätscheck und dann ist alles wieder gut. Das wäre etwas vermessen. Allerdings schadet es auch nicht, sich mal kurz selbst beiseite zu nehmen und abzuchecken, ob die Gedanken und Gefühle wirklich mit der Realität vereinbar sind. Bin ich tatsächlich alleine? Warte mal, hat mir gestern nicht meine beste Freundin geschrieben und mich gefragt, ob ich ein Eis essen will? Wie sieht denn meine Kontaktliste im Handy aus? Gibt es da nicht eine gute Handvoll Nummern, die ich jeder Zeit anrufen kann? Habe ich nicht am Arbeitsplatz heute ein echt gutes Erfolgserlebnis gehabt? In der Regel kann ich immer die eine oder andere dieser Fragen mit Ja beantworten.

Ich habe bewusst geschrieben, dass dies eine kurz­fristige Lösung sein kann. Langfristig hilft es natürlich nur, diesen Gedanken auf den Grund zu gehen und herauszufinden, wie diese präventiv angegangen wer­den können. Für den Moment kann der Realitätscheck allerdings etwas Entspannung bringen. Das hier ist keine universale Hilfe. Ich kenne deinen Background nicht. Vielleicht helfen dir meine Zeilen gar nicht weiter. Solltest du aber kurz innehalten, wenn du das hier liest, und dein Gedankensystem für einen kleinen Moment hinterfragen, dann habe ich mein Ziel erreicht. Tu mir weiterhin den Gefallen und rede darüber. Such dir Hilfe. Du musst diesen Weg nicht alleine gehen.