MUNCIE GIRLS

Foto© by Mike Kunz

Respekt

Anlässlich ihres neuen Albums „Fixed Ideals“ sprechen wir mit Sängerin Lande Hekt über psychische Erkrankungen, aber auch die Veränderung der Szene seit „From Caplan To Belsize“, dem Debütalbum der britischen Band aus Exeter.

Ein zentrales Thema des neuen Albums sind Probleme mit der psychischen Gesundheit. Beispielsweise handelt „Clinic“ von der schwierigen Suche nach Hilfe. Darin verarbeitest du auch deinen Frust über lange Wartezeiten auf einen Arzttermin. Glaubst du, das Gefühl des Unverstandenseins schreckt viele davon ab, sich in Behandlung zu begeben?

Überhaupt die Kraft dazu zu finden, ist nicht leicht und so was trägt nicht dazu bei, dass es besser wird. Dabei ist es so wichtig, sich Unterstützung zu suchen, wenn man sie braucht. „Picture of health“ wiederum handelt von zwei befreundeten Menschen, die aufeinander achtgeben, aber nicht auf sich selbst. Es zeigt wie wichtig es ist in schweren Zeiten Freunde zu haben. Wenn man aber an den Punkt kommt, an dem man professionell Hilfe braucht sollte man sie sich suchen!

MUNCIE GIRLS waren immer eine sehr politische Band mit starken Statements, der Song „Respect“ ist einer davon. Seit seiner Veröffentlichung sind zwei Jahre vergangen, in denen einiges passiert ist und etliche Bands und Künstler öffentlich mit ihrem sexistischen Verhalten konfrontiert wurden. Meinst du, „unsere“ Szene ist auf dem Weg, dauerhaft ein sicherer Ort zu sein, oder wird sie nach diesem Hype in die alten sexistischen Strukturen zurückfallen?
Ich bin mir nicht sicher, ob unsere Szene nun sicherer ist. Ich würde es gerne glauben, aber diese Art von Verhalten ist so tief verwurzelt, dass ich nicht glaube, dass es so schnell abgelegt werden kann. Ich befürchte, dass wir auch in unserer Szene immer noch wachsam sein müssen. Wir müssen Menschen glauben, wenn sie uns ihre Geschichte erzählen. Wenn du es niemals selbst erlebt hast, kannst du vermutlich nur schwer nachvollziehen, wie schwierig es ist, über sexuellen Missbrauch zu sprechen. Daher das Schlimmste, was wir tun können, ist, so jemanden als Lügner hinzustellen. Hinzu kommt, dass wir die Taten oft nicht verurteilen, weil wir fürchten, Freunde zu verlieren, die Verantwortung scheuen oder Angst haben, dadurch selbst Opfer von Gewalt zu werden. Wir können nur damit beginnen, dieses Dinge anzusprechen, so dass sich grundlegend etwas ändert, weil die Menschen eben Stellung beziehen. Leider ist es auch nicht immer ganz risikolos, das Fehlverhalten einer Person öffentlich zu machen.

Was können wir deiner Meinung nach tun, um ein sicheres Umfeld für alle zu schaffen?
Wir sollten den Menschen, die von alternativer Musik oft ausgeschlossen sind, mit Respekt begegnen. Unterstützt Bands mit queeren Mitgliedern und People of Color, führt Gespräche über Behinderungen und Barrierefreiheit und so weiter. Vielleicht kommen dann mehr Menschen zu Konzerten, weil sie sich willkommen fühlen und einfach dazugehören.