NOT AVAILABLE

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25 Jahre Melodic Schwabencore

Mit ihrer ersten EP „Burp!“ (1996), ihrem Debütalbum „Resistance Is Futile“ (1997) und dem Nachfolger „Fezzo“ (1999) begleitete mich die Melodycore/Skate-(Fun-)Punk-Band NOT AVAILABLE aus Eislingen bei Stuttgart sehr viele Jahre meiner Jugend und prägte dieses Genre (neben GIGANTOR und SKIN OF TEARS) hierzulande entscheidend mit. Mit „Grandpunks“ hat die Band just ihr sechstes Studioalbum veröffentlicht, darüber unterhalten wir uns mit Sänger Dragan, sowie über die Bandhistorie, die Szene allgemein und ihr altes Label Lost & Found. Und wie sich herausstellt, haben sie quasi ein Vierteljahrhundert darauf gewartet, endlich ein Interview mit dem Ox machen zu können.

Euch gibt es bereits seit über zwanzig Jahren. Kann es sein, dass dies euer erstes Ox-Interview ist?

Ich glaube schon. Reviews hattet ihr ja schon einige im Heft, aber interviewt habt ihr uns, glaube ich, tatsächlich noch nicht. Ein Skandal!

Dann wird es höchste Zeit! Wie setzt sich die Band 2018 zusammen? Sind noch viele Gründungsmitglieder dabei?
Das letzte verbliebene Ur-Mitglied bin ich. Allerdings spielen wir in der jetzigen Besetzung auch schon einige Jahre zusammen. Und glücklicherweise war es immer so, dass sich, wenn jemand bei uns aufgehört hat, immer Ersatz aus dem Freundes- und Bekanntenkreis gefunden hat. So blieb es immer in der Familie.

Bereits in den Neunzigern hat euch euer erster Gitarrist, Danny Schwarz, wegen einer Fußballprofikarriere verlassen. Hat das eigentlich geklappt?
Das hat recht gut geklappt. 222 Millionen Euro hat jetzt zwar keiner für ihn geboten, aber er hat in diversen Bundesligamannschaften gekickt, war auch lange Kapitän bei den Münchner Löwen. Mittlerweile ist er Trainer im Jugendbereich beim nur unwesentlich größeren Stadtrivalen der Löwen.

Obwohl ich euch zwischendurch mal aus den Augen verloren habe, irgendwann zwischen euren Alben „Fezzo“ und „V 8“ 2001, so richtig weg wart ihr nie. Oder gab es mal eine offizielle Auflösung?
Nein, aufgelöst haben wir uns nie. Es gab das eine oder andere Jahr, wo wir etwas weniger aktiv waren, aber wir waren dennoch stets available, haha.

In den goldenen Lost & Found Records-Jahren habt ihr sicher fast im fünfstelligen Bereich verkauft. Nun braucht es schon mehrere Wochen, um 100 limitierte Exemplare eures aktuellen Albums zu verkaufen, oder?
Die Zeiten haben sich definitiv geändert. Zum einen ist unsere Musikrichtung im Allgemeinen, aber auch NOT AVAILABLE im Speziellen nicht mehr so angesagt, wie es damals der Fall war. Zum zweiten lädt der geneigte Hörer heutzutage doch gerne seine Musik runter und kauft weniger physische Tonträger.

Ist beziehungsweise war das Label Lost & Found wirklich so schlimm wie sein Ruf?
Ja, sie haben sich vielen der damaligen L&F-Bands gegenüber nicht korrekt verhalten. Da gab es ja auch das eine oder andere Gerichtsverfahren. Der Ruf kommt also nicht von ungefähr. Was uns betrifft, wir hatten nie Ärger mit ihnen. Was im Hintergrund lief, wie viel Kohle also tatsächlich mit uns verdient wurde, ob die Abrechnungen immer gepasst haben, weiß kein Mensch. Das war uns damals ehrlich gesagt auch nicht so wichtig. Man muss aber sagen, dass wir ohne L&F sicherlich nicht den Bekanntheitsgrad erreicht hätten, den wir hatten oder haben.

Gab es mal eine Zeit, in der ihr nur von der Band gelebt habt? Oder den Gedanken gefasst habt, jetzt setzen wir alles auf eine Karte?
Das gab es nie, hatten wir auch nie vor. Schule, Studium respektive den Job hinzuschmeißen, um nur noch Musik zu machen, haben wir uns dann doch nicht getraut. Ich glaube auch nicht, dass das geklappt hätte. NOT AVAILABLE waren und sind unser Lieblingshobby, hätten wir mit der Band unseren Lebensunterhalt verdienen müssen, glaube ich nicht, dass wir letztes Jahr 25-jähriges Jubiläum gefeiert hätten.

Als alte Hasen, „Grandpunks“, im Geschäft, wie betrachtet ihr generell die Entwicklung der Musikszene?
Sehr schnelllebig. Auf der einen Seite haben Bands heutzutage durch das Netz unzählige Möglichkeiten, ihre Musik publik zu machen und viele Hörer zu erreichen. Auf der anderen Seite bekommen aber die Hörer tagtäglich dermaßen viele neue Bands, Songs etc. zu hören, dass das, was man gestern noch hammergeil fand, heute schon wieder vergessen ist. Daher finde ich, dass es für neue Bands heute eher schwerer ist, im „Musikbusiness“ Fuß zu fassen. Ich bin jedenfalls froh, dass wir mit NOT AVAILABLE heute keine Newcomer sind.

Was war eure beste oder schlechteste Erfahrung, die ihr als Band bislang gemacht habt?
Ganz ehrlich, wenn man es auf die Band bezieht, können wir nicht wirklich sagen, dass es jemals ein so schlechtes Erlebnis gab, das man es hier jetzt nennen müsste. Klar gab es mal die eine oder andere Sache, die ärgerlich war, aber wie gesagt, nichts, das man jetzt besonders erwähnen müsste. Die eine beste Erfahrung gab es in dem Sinne auch nicht. Es gab und gibt einfach so viele geile Momente, die wir mit NOT AVAILABLE hatten und noch haben, dass man da nicht einen speziellen rauspicken kann. Da war der erste Plattenvertrag, damals habe ich vor Nervosität den Telefonhörer mit Wählscheibe fallen lassen, das erste Konzert außerhalb unserer heimatlichen Region, das erste Konzertwochenende im Ausland, und dann gleich Paris und Amsterdam, dann noch die vielen Konzerte, die wir mit vielen unserer Helden spielen durften: NO USE FOR A NAME, NOFX, LAGWAGON, SATANIC SURFERS ... Du siehst schon, man könnte ein ganzes Buch darüber schreiben. Aber das machen wir irgendwann später, um dann mit unseren Memoiren unsere Rente aufzubessern.