OFF!

Foto© by Jeff Forney

Free your mind!

„Wasted Years“ hieß das vor acht Jahren veröffentlichte bis dato letzte Album der 2009 gegründeten Band OFF! aus Los Angeles. Die kreative Renaissance von Ex-BLACK FLAG- und CIRCLE JERKS-Sänger Keith Morris versetzte die Punk- und Hardcore-Welt regelmäßig in Verzückung, die Band schien so unaufhaltbar wie hyperaktiv. Doch dann kam der Motor ins Stottern – kein neues Material, ein avisierter Film materialisierte sich nicht. Jetzt allerdings zeichnet sich der Filmrelease konkret ab und mit „Free LSD“ erschien Ende September endlich ein neues, damit korrespondierendes Album – und was für eines!

Wir haben dieses Wochenende drei Shows, sechs Konzerte nächste Woche, beginnend am Mittwoch oder Donnerstag. Wir werden fünfmal in Texas spielen, ein Konzert in Mexico City, dann fliegen wir zurück, sind vielleicht drei Tage zu Hause, dann geht es nach Australien. Wir touren dort mit PENNYWISE, die sind dort angeblich eine große Nummer, wir werden also vor vielen Menschen spielen – die CIRCLE JERKS waren noch nie in Australien, now it’s our turn. Dann kommen wir zurück, und ich habe ein paar Tage, in denen ich hoffentlich ein paar Proben mit OFF! unterbringe, wir haben erst einmal live gespielt mit dem neuen Line-up. Ich hoffe, sie proben in der Zwischenzeit und sind dann mit dem Material vertraut, und ich drücke fest die Daumen, dass das alles so klappt. Dann fliegen wir nach Spanien und spielen drei Shows.“

„My week beats your year“, hat es einst Lou Reed in den Linernotes seiner umstrittenen Platte „Metal Machine Music“ formuliert. Keith Morris, geboren im kalifornischen Hermosa Beach, der am 18. September dieses Jahres 67 Jahre alt wurde, scheint das zum Lebensmotto erhoben zu haben. Fast möchte mensch mit „Hyperactive child“ der DEAD KENNEDYS im Ohr bei ihm an einen Posterboy hyperaktiver Senioren denken, eine ins Extreme gesteigerte Auslegung von Udo Jürgens’ „Mit 66 Jahren da fängt das Leben an“. Samt Implikationen wie jenen, dass es das Traumland des Turbokapitalismus, die USA, selbst nicht mehr ganz jungen Menschen zwingend abverlangt, weiter zu arbeiten und zu arbeiten, um zu überleben, und dass Bands sich im Jahr 2022 ff. den sprichwörtlichen Arsch abtouren müssen, damit sich ein Release halbwegs lohnt oder um Neues überhaupt zu etablieren beziehungsweise Wahrnehmung dafür zu erzeugen. Bei Morris mag das Fallen unter die existentielle Armutsgrenze nicht mehr ganz so akut bedrohlich sein, üppig sind die Reserven aber gewiss nicht. Vor zwei Jahren erzählte er in einem Gespräch zur anstehenden Wiederveröffentlichung von „Group Sex“, dem 1980 erschienenen Debüt der CIRCLE JERKS (mittlerweile wurde auch das Zweitwerk „Wild In The Streets“ von Trust Records wiederaufgelegt), und ihrem Neustart als Live-Band von einem halbwegs gesicherten Auskommen als Sänger und Buchautor – „My Damage: The Story of a Punk Rock Survivor“, seine mit Jim Ruland verfasste, 2017 veröffentlichte Autobiografie ist weiterhin eines der lässigsten existierenden Punkrock-Bücher. Und nicht zuletzt ist er eben ein schon zu Lebzeiten ein ikonischer Frontmann, seine Stimme, seine Art zu singen und verbalisieren stilprägend und von einer unverkennbaren Präsenz, live wie auf Tonträger. So ist sein kreatives Lebenswerk in einem nicht materiellen Sinne super erfolgreich – und gewiss noch nicht abgeschlossen.

„Dann, nach Spanien sind wir eine Woche zurück, dann starten wir eine US-Tour, ich denke, das sind zwanzig Termine. Wir werden dann auch in Europa spielen, geplant ist, was wir ein „Double Down“ nennen, sprich: wir werden den Film und das Album promoten und in solchen Städten spielen, in denen große Filmfestivals stattfinden.“ Dabei ist das Album „Free LSD“, anders als der Film, schon fertig und anzuhören, als dieses Gespräch stattfindet. Was Keith, Gitarrist Dimitri Coats, die neue Rhythmussektion mit Bassist Autry Fulbright II (... AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD) und Schlagzeuger Justin Brown, ein versierter, viel beschäftigter Jazz-Drummer, damit liefern, ist schlicht großartig. Zwanzig Tracks, die alte OFF!-Qualitäten bündeln und verdichten, und dabei neue hinzufügen. Das meint nicht nur die vier experimentellen Tracks „F“, „L“, „S“ und das abschließende „D“ – figured it out? Die mit einem wie immer wunderbaren Cover von Raymond Pettibon versehenen ersten als Singles lancierten Songs wie „War above Los Angeles“ oder „Kill to be heard“ zeigen schon, wie geil das 2022 klingt – schon vertraut nach OFF! und doch, schwer zu definieren, nach noch mehr. Dabei war die Entstehungsgeschichte des Albums, das bei Fat Possum erscheint, alles andere als einfach oder stringent, berührten die rhythmischen Personalrochaden – Steven McDonald und Mario Rubalcaba schieden aus – auch den Film.

„Ob wir den Film auch zeigen bei diesen Europa-Shows? Möglicherweise, aber ich weiß nicht ... Ich war so beschäftigt mit den CIRCLE JERKS, ich weiß nicht, was der Plan ist. Ich bin ja nur der Sänger, ich bin der Letzte, der etwas erfährt. [Sarkastisch:] Er wird es rausfinden, wenn er es rausfindet ... Während wir die Musik und die Texte von ‚Free LSD‘ geschrieben haben, hatte Dimitri eine Idee für einen Filmplot. Das Drehbuch wurde mittlerweile sieben oder acht Mal umgeschrieben, auch weil wir diese personellen Veränderungen hatten. Unser neuer Schlagzeuger Justin kommt gar nicht vor im Film, wir ließen unseren Freund D.H. Peligro von den DEAD KENNEDYS unseren Drummer spielen. Aufgenommen haben wir, als ich eine Pause bei den CIRCLE JERKS hatte, und jetzt hat Dimitri sich mit großem Nachdruck durchgesetzt: ,Keith, wenn du mit Australien fertig bist, ist OFF!-Zeit!‘ Hast du das Video zu ‚War above Los Angeles‘ gesehen? Das ist alles aus dem Film, es macht auf das Album und den Film aufmerksam.“

Auch wenn Keith Morris einmal selbst im Laufe des Gesprächs scherzhaft meint „We’re supposed to talk about OFF!“, lässt ihn die Frage nach dem kreativen Prozess bei „Free LSD“ weit ausholen. Er geht bis zu jenem eben nicht aufgenommenen CIRCLE JERKS-Album zurück, das am Anfang der Bandgründung von OFF! stand. Was umso interessanter ist, da es fast scheint, als würde der gute Mann aktuell Zeitachsen surfen. Ist er doch vielen Widrigkeiten zum Trotz mit den Jerks unterwegs, treffen sich deren historische Punk- und Hardcore-Vergangenheit und -Verdienste – von wegen „live fast, die young“ – mit deren euphorisch akklamierter Gegenwart als Live-Band mit abgeschlossenem Repertoire und jener nun wieder raumgreifenden Präsenz von OFF!, die nicht zuletzt mit einem neuen Line-up zukunftsträchtig bleiben. Quite a trip!

„Zu ‚Kill to be heard‘ kommt das nächste Video. Für das Sequencing haben wir das Album wirklich oft gehört, um herauszufinden, was ist Seite 1 und Seite 2, Seite A oder Seite B, oder wie immer du sie nennen magst. An einem bestimmten Punkt legten wir mit der Plattenfirma fest, was die Singles sein würden. Wir hatten diese Gespräche mit ihnen, was wir als Singles wollten und was sie – und wir waren uns ziemlich einig. Das war wirklich cool, wie das passiert ist, sie sind ein wirklich großartiges Plattenlabel, wir sind froh, bei ihnen zu sein. Damals zogen zwei von den CIRCLE JERKS etwas wirklich Uncooles ab, was letztlich dazu führte, dass ich die Band verließ. Das war ein wirklich sehr schräges Gespräch, sie wollten nicht mit Dimitri arbeiten, der das Album produzieren sollte – Dimitri und ich haben dann OFF! gegründet. Wir mögen auf einige Hürden gestoßen sein, hatten einige ungewisse Phasen, aber es gelang uns, uns als Band immer weiter zu entwickeln, es war eine wirklich großartige Sache, bis ich an einem Punkt angekommen bin, wo ich mir dachte, ich brauche diese Typen nicht mehr, ich bin jetzt OFF!-Mitglied. Und dann haben wir – damit meine ich OFF! – erlebt, wie wir gegen eine Mauer gekracht sind, mit voller Wucht. Darum haben wir jetzt zwei neue Mitglieder. Dimitri und ich haben uns ganz bewusst zwei Jahre Zeit genommen, um das Material für den Soundtrack zu schreiben und auch einige Ideen für den Film zu entwickeln. Zwei Jahre, in denen Steven McDonald und Mario Rubalcaba mit anderen Bands auf Tour gehen konnten. Steven spielt bei den MELVINS, bei REDD KROSS und bei der DALE CROVER BAND, er spielt noch bei einigen anderen Bands, er produziert, er war sehr beschäftigt, auch nach dieser Periode von zwei Jahren. Dabei war alles, was wir wollten, zwei Monate ihrer Zeit. Zeit, in der wir sechs bis acht Stunden am Tag in einem Raum sein können und einige musikalische Szenarien entwickeln, die zu den Liedern passen, die Dimitri und ich geschrieben hatten. Es war wie Zähneziehen, es war wie Hirnchirurgie, aber es war kein Hirn im Spiel. Wir hätten Proktologen sein können!“

In seiner hörbaren Frustration über diese Situation, deren Überwindung anderseits zum umwerfend frischen Sound von „Free LSD“ beigetragen hat, zum vorherrschenden Gefühl eines explosiven Neuanfangs, den es in jedem Takt hörbar macht, läuft Keith Morris zu großer Formulierkunst auf. So akzentuiert er als Sänger intoniert und Songs seinen Stempel aufdrückt, so spricht er auch. „Es war ausgesprochen frustrierend. Wir haben vielleicht zwei Wochen von ihnen bekommen. Dabei hatten wir ihnen ja diese zwei Jahre eingeräumt, um Geld zu verdienen, Touren zu spielen, ihre Häuser zu bezahlen oder was immer sie sonst noch tun mussten. Und eines Tages haben wir dann auch noch einen eineinhalbstündigen Vortrag von einem von ihnen erhalten, wir tauften ihn den ‚Legacy Vortrag‘, in dem er sich darüber beklagte und ausließ, was er seinen Kindern hinterlässt. Ernsthaft? Dabei hatten wir Arbeit zu erledigen und Dimitri hätte längst auf dem Freeway sein können, um heimzufahren und seine Kinder zu sehen. Es wurde sehr unfair, und ich musste einen von ihnen feuern und der zweite ging dann ebenfalls. Bis dahin waren OFF! eine Band, die niemals probte, außer wenn es darum ging, neue Songs aufzunehmen. Vor Shows sind wir die Songs mit Übungsverstärkern durchgegangen: Ich erinnere mich an das Riff, das geht so, ich erinnere mich an die Lyrics, die gehen so ... Und damit waren wir lange auf einer Wellenlänge, jeder kannte die musikalischen Instinkte der anderen. Wir wussten, wo Platz für jeden war. Wir wollten einfach, dass sie präsent sind. Du hast unsere ‚Free Jazz‘-Stücke gehört – sie hatten keinen Anteil daran. Es gab genau einen Song, zu dem sie beigetragen haben, aber wenn ihn jetzt die neue Band spielt, wird er zu unserem Song und ist nicht länger einer von den ‚alten‘ OFF! ...“

Das hört mensch sehr stark auf dem Album, diese neue Energie, die wiederhergestellte Aufregung.
Ja, es waren ganz andere Vibes im Raum: Das ist großartig, ich will ein Teil davon sein, das macht Spaß! Autry kam an und sagte: „Ihr seid eine meiner liebsten Bands, ich fühle mich geehrt, mit euch zu spielen.“ Justin, unser Schlagzeuger, er ist groß in der Jazz-Welt, er spielt unter anderem mit Thundercat, das bezahlt seine Rechnungen. Und Thundercat und dessen Bruder waren einmal die Rhythmussektion von SUICIDAL TENDENCIES. Justin hat das gesehen und gehört und wollte auch lernen, so hart zu spielen, diese Energie zu erzeugen – anders als das Swingen beim Jazz. Wir haben definitiv mehr „Uuumph“ als die Musik, die er sonst macht.

Bei unserem letzten Gespräch hast du von einem zweiten Buch erzählt, wie sieht es damit aus?
Ich habe eine Liste mit Ideen gemacht, Material für das zweite Buch. Ich habe angefangen, wieder mit Jim Ruland zu arbeiten, und wir haben vielleicht zwei oder drei Geschichten fertig. Jetzt wurde ich allerdings gefragt, ein Hörbuch von „My Damage“ zu machen, was allerdings auch bedeuten würde, ein Extrakapitel anzufügen. Dabei gibt es schon eine Hörfassung davon, ich hatte nur absolut nichts damit zu tun. Ich habe den Typen kennen gelernt, der es gemacht hat, er war total pleite und bekam Geld dafür, es einzusprechen [gemeint ist der Schauspieler James Patrick Cronin, Anm.]. Er wohnt bei mir in der Gegend und ist wirklich nett: Ich hätte mich aufregen sollen, aber nachdem er mir seine ökonomische Situation erklärt hat, konnte ich einfach nicht mehr sagen: „Fick dich, Motherfucker!“ Seine Version ist neun Stunden lang, also wird meine neuneinhalb oder zehn Stunden dauern müssen, wir brauchen folglich Extras.

Warum ich auf das Buch zu sprechen komme, du hast erzählt, dass du mit dem zweiten Buch weiter zurück zu deinen Wurzeln gehst. Du bist 1955 geboren und hast zumindest die Ausläufer der Sixties-Gegen- und Drogenkultur mitbekommen, und mit einem Titel wie „Free LSD“ ...
Natürlich haben Straight-Edge-Typen schon die moralische Keule in unsere Richtung geschwungen: Wie könnt ihr nur so einen Titel verwenden? Die Idee von „Free LSD“ ist: Warum haben die Menschen LSD genommen? Um ihren Ausblick, ihre Perspektive auf die Welt breiter zu machen, offener zu werden für alles, was um sie herum vorgeht, ihr Bewusstsein für neue Dinge zu öffnen. Es ging auch um eine Klarheit, die du nur damit bekommen konntest. Für uns als OFF! ist es eine Gelegenheit, einige Menschen hinter uns zu lassen. Wir sind Teil eines musikalischen Genres, das ursprünglich eigentlich für Offenheit stehen sollte – jeder kann tun, was er tun will, es gibt keine Regeln! Und je stärker wie uns damit beschäftigt haben, desto mehr mussten wir Sachen bemerken wie: So musst du dich anziehen, das sind die Bands, die du hören musst ... Viele Leute distanzierten sich von ihren LED ZEPPELIN-, JETHRO TULL-, Peter Gabriel- oder GENESIS-Platten, von Classic Rock oder Prog Rock ... Aber wir alle haben Musik gehört, bevor es Punk gab. Glaubt etwa jemand, ich habe nur die SEX PISTOLS gehört oder DAMNED? Oder ich sitze zu Hause und höre mir die CIRCLE JERKS und BLACK FLAG an? Hell fucking no! Free your mind!

Wie geht es dir gesundheitlich, auch in Bezug auf die Corona-Situation?
Ich hatte COVID-19. Als Diabetiker treffen mich solche Sachen härter als andere, ich hatte drei Wochen damit zu tun. Immer wenn so etwas ist, betrifft es mich längere Zeit als andere. Jetzt geht es mir gut, ich bin ein wenig müde und es fällt mir schwer zu schlafen. Ich versuche, so gesund wie möglich zu essen, aber unglücklicherweise ist das mit den CIRCLE JERKS nicht so leicht. Einer braucht sein Erdnussbuttereis, der andere seine M&M’s oder andere Schokoriegel. Ich habe das Zeug dauernd vor den Augen, unvermeidlich, es braucht eine Menge Selbstdisziplin, dann nicht zuzugreifen – und ich habe überhaupt keine Selbstdisziplin.

Andererseits ist Keith Morris, dessen jüngeres Selbst einst der Legende nach kaum von seiner Bierflasche zu trennen und nicht nur mit Kokain auf du und du war, seit langer, langer Zeit nüchtern. Wer ihn je, auch gerade zeitnahe mit OFF! oder FLAG live gesehen hat, weiß, welche ungeheure Präsenz er auf einer Bühne zu entwickeln versteht. Die Mitschnitte der aktuellen CIRCLE JERKS-Tournee zeigen ihn ebenso in bestechender Form. Seine Vocals auf „Free LSD“ bersten vor Kraft, Selbstbewusstsein und – keine seiner unwesentlichsten Qualitäten – subversivem, spielerischem Schalk. Mit solcher Aussage konfrontiert, sucht er seine Tour-Reiseroute heraus, um nach Gelegenheiten zu suchen, wo sich 2023 der „state of the Keith Morris“ mit OFF! überprüfen lässt. „Das nächstgelegene für dich ist wahrscheinlich Berlin, am 1. Februar, in Hamburg sind wir am 2. Wie weit ist es nach Paris? Dort sind wir am 4., dann Antwerpen in Belgien am 5., Amsterdam im Melkweg am 6., du könntest mit dem Rad hinfahren ... Wir spielen auch bei einem Festival in Polen. Da werden wir aber sicher noch mehr Termine dranhängen, sonst macht es finanziell keinen Sinn. Vielleicht spielen wir da ja auch in Österreich.“

Du scheinst ja wirklich recht gut in Form zu sein, nach dem zu schließen, was auf den Mitschnitten zu sehen und auf dem Album zu hören ist.
Du wärest überrascht, wie sehr es mir an vielem mangelt, haha. Nein, die CIRCLE JERKS laufen gut. Wir haben fast überall ausverkaufte Konzerte, das heißt, wir werden auch 2023 weiter auftreten. Aber vor allem freue ich mich sehr auf die Shows mit OFF!, wenngleich das auch mühselig werden wird. Wie schon gesagt, ich komme aus Australien zurück, habe vier Tage frei und fliege dann nach Barcelona, Madrid, und Bilbao im Baskenland. Was wir früher mit BLACK FLAG gemacht haben ... wir haben so viel geprobt, täglich, zwei bis fünf Stunden, bis du jeden Gitarrenpart, jede Zeile vorwärts und rückwärts auswendig gekannt hast. Wie gesagt, OFF! sind nicht so eine Band, also ist alles etwas situationsabhängig. Was die Dinge sehr interessant machen kann – oder sehr chaotisch. Was wir tun werden, ist, wir werden immer wieder etwas improvisieren, um zwischen den Stücken, die wir zusammenhängend, back to back spielen, keine Pausen entstehen lassen. Dimitri hat all diese Effektgeräte, an die zwanzig, Autry ergänzt sein Setup um einige Pedale und Justin wird tun, ja, was immer er auch tut. Ich werde ebenfalls Dinge tun, und – auch wenn es Dimitri nicht hören wollen wird – manches davon hat etwas von MIDGET HANDJOB [experimentelle Band, mit der Morris 2000 ein Album auf Epitaph veröffentlichte, sein Beitrag: Spoken-Word-Performances, Anm.]. Das macht absolut Sinn, es passt zu dem, wie sich alles entwickelt hat. OFF! wurden immer als Hardcore-Band betrachtet, wir tun nun einiges, um uns von dieser Kategorisierung abzusetzen. Manche Fans werden das neue Album als kreatives Wachstum begreifen, andere werden es entsetzlich finden, auf die werde ich aber nicht mehr hören. Alles, was wir als Band tun können, ist, uns weiter vorwärts zu bewegen – und das machen wir. Weitergehen, andere Dinge versuchen. Es ist wie mit einer neuen Palette malen, etwas Orange, etwas Magenta, etwas Lindgrün und andere feine Farben – statt immer wieder nur Schwarz und Weiß.