PASCOW

Foto© by Andreas Langfeld

Blind Date mit ...

Gitarrist Swen, Bassist Flo und Sänger und Gitarrist Alex nahmen sich Zeit, um mit uns Musik zu hören, die irgendwie immer über Umwege mit ihnen und ihrem Sound zu tun hat.

THE BABOON SHOW
„Dancehall killers“

Swen: BABOON SHOW! Irgendwas mit dancefloor und killer.
Alex: Der einzige Offbeat-Song von denen. Ich kann mich ziemlich genau daran erinnern, als wir die zum ersten Mal gehört haben. Es war in Flensburg. Bäppi vom Human Parasit Fanzine hat damals das Konzert veranstaltet und uns eingeladen. Wir kamen von einem anderen Auftritt dorthin und waren ziemlich im Eimer. THE BABOON SHOW haben wir backstage kennen gelernt und jemand sagte uns, das sei eine Fun-Punk-Band aus Schweden. Nach unserem eigenen Konzert waren wir dann total im Sack und wollten nach Hause oder ins Hotel: Wir saßen schon im Auto, wollten losfahren, da kam Bäppi uns hinterher und meinte, wir dürften auf keinen Fall gehen. Also haben wir uns breitschlagen lassen, wollten eigentlich nur zwei Songs schauen – und waren echt hin und weg. Krass, was passiert denn hier? Nach dem Konzert habe ich mir „Punk Rock Harbour“ gekauft, damals mit richtig schlechtem Cover, und drei Tage später habe ich denen geschrieben.
Flo: Und es stellte sich heraus, dass THE BABOON SHOW an diesem Abend keinen funktionierenden Bass dabei hatten. Die damalige Bassistin Lisa hat dann über meinen Amp gespielt. Ich verleihe eigentlich alles, außer Instrument und Verstärker, da wollte ich aber mal eine Ausnahme machen. Das habe ich während des Konzerts kurz bereut, als ich sah, dass Lisa mitten im Konzert auf meinem Amp, auf der Box drauf steht, haha. Aber es ist alles gut gegangen.

AGAINST ME!
„Pints of Guinness make you strong“

Alex: AGAINST ME!, habe ich gerade noch mit meinem Sohn gehört. „Against Me! Is Reinventing Axl Rose“ ist die beste Platte von denen.

Eine Band, auf die ihr euch alle einigen könnt?
Alex: Ja. Zum einen gibt es zwei, drei Platten von denen, bei denen alle von uns sagen würden, dass die super sind. Wenn wir ins Studio gehen, ist das auch immer so eine Art Soundreferenz für uns. Wenn wir nicht mehr wissen, wie es klingen soll, dann hören wir AGAINST ME!. Wir haben ja auch immer mal wieder dieses Offbeat-Ding seit unserem Album „Diene der Party“ und das haben wir auch von denen abgeguckt. Wie die Punk, Schlagzeug und Gitarren verbunden haben, das hatte bis „New Wave“ keine Band so gemacht und das haben wir uns gerne abgeschaut. Auch der Rabe auf unserem Cover, den hätte es ohne den Tiger auf dem Cover von AGAINST ME! nie gegeben. Wir fanden das cool und wollten auch was mit einem Tier probieren. Da gab es viele Entwürfe, wir haben zwar noch die Augenbinde hinzugefügt, aber die Ursprungsidee kam über die.
Flo: Bemerkenswert, wie die live spielen. Wir haben bis vor kurzem immer „White people for peace“ gecovert. Irgendwann haben wir mal, während wir unseren Bus eingeladen haben, alle diesen Song mitgesungen. Unser Lichtmann hat das beobachtet und meinte dann, dass der perfekt zu uns passt und wir den doch mal covern sollten.
Swen: Es hat sich fast wie ein eigener Song angefühlt und ich war überrascht darüber. Erst war es nur ein Experiment und dann beim Live-Spielen hat es total Spaß gemacht. Wir haben den mal gemeinsam mit MOBINA GALORE gesungen und das kam über Umwege zu Laura Jane Grace und die hat es auf Instagram gepostet, haha. Das war schön.
Alex: Es sind auch genau die vier Akkorde, die wir auch immer verwenden. Darum hat es auch so schnell geklappt, haha.

WIZO
„Unpoliddisch“

Flo: Ich muss gestehen, dass ich es erst am Gesang erkannt habe. Das ist was Neueres von WIZO, also das kenne ich nicht aus meiner Jugend, haha.

Unpolitisch seid ihr auf jeden Fall nicht, aber habt ihr schon mal darüber nachgedacht, auch Politik mit Humor zu mischen? Ihr seid jetzt alle keine Typen, die zum Lachen in den Keller gehen, wenn ich da an die Yoda-Referenz denke.
Flo: In unserem Kontext fände ich das unpassend und würde mich damit nicht wohl fühlen. Es wirkt ja schon klamaukig, das würde bei uns nicht funktionieren. Lachen kann ich da schon drüber, auch über „Unpolitisch macht hirntot“ von PSYCHISCH INSTABIL.
Alex: Wir probieren inhaltlich immer mal wieder Sachen und ich finde es gut, wenn jemand das unterhaltsam rüberbringen kann, ohne dass es panne wirkt. Also ohne allzu albern zu sein. Das muss man aber können und ich glaube, da bin ich als Texter jemand, der eher über so was lacht, aber ich selbst kann es in Verbindung mit Musik eben einfach nicht. Wenn uns mal ein guter Gag einfallen würde, dann würde ich den mal mit unterbringen, haha. Wir werden auch oft überschätzt. Leute deuten irgendwas rein und wir halten es nur für einen Gag oder eine Anspielung, so ohne tieferen Sinn.

Alex De. „Un do druff“ (Saarlandhymne) [Blicke, die von Irritation über Belustigung alles abdecken.] Der singt davon, stolz auf das Saarland zu sein, und das Bundesland ist bei euch auch immer mal wieder Thema. Wie hängen PASCOW und das Saarland zusammen?
Swen: Zu Beginn kam es daher, dass alle angesagten Bands sich immer auf die Fahne geschrieben haben, dass sie aus Berlin, Köln oder Hamburg kamen. Damit haben wir gekontert, so nach dem Motto: Ja, dann sind wir halt die Idioten vom Dorf. Weil wir es eben blöd fanden, damit anzugeben, dass man aus einer großen Stadt kommt. Wir kommen eben von da und viele von uns leben immer noch da, wir proben gerade so in der Pfalz, haha. Es gibt ein Buch namens „Saar Rock History“, da sind wir noch nicht drin, haha. Das ist schon eine interessante Schwarte mit 200 Seiten. Vor einigen Jahren gab es auch mal eine Aktualisierung, aber uns hat noch immer niemand gefragt, haha.
Alex: Stimmt, auch Joachim vom Ox hat uns mal darauf angesprochen, warum wir da nicht drin sind, haha. Ich kenne das gar nicht.

KVELERTAK
„Offernatt“

Flo: Erkennt man sofort, KVELERTAK!
Swen: Scandirock finde ich super, auch THE HELLACOPTERS oder alten Schweden-Death-Metal, da ist viel cooles Zeugs dabei, BACKYARD BABIES, aber auch MILLENCOLIN oder eben BABOON SHOW. Manchmal kommt es mir so vor, als sei da eine unerschöpfliche Quelle an Bands, die einfach gute Sachen machen.

Wurdest du als Gitarrist beauftragt, dich an KVELERTAK zu orientieren oder kam es bei „Jade“ einfach so?
Swen: Das hat schon Alex ein bisschen initiiert und dann den Rest damit angesteckt.

Alex: Als wir für „Jade“ ins Studio gegangen sind, habe ich das als Soundbeispiel angemacht und da haben alle erst mal die Augen verdreht. Wie jetzt, Metal oder was? Aber nachher fanden es doch alle cool. Bei KVELERTAK fand ich das am Anfang auch zu dick aufgetragen, wenn man es dann gerafft hat, ist es aber richtig toll.

Seit Ivar Nikolaisen von THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY dort singt, ist es schwierig. Wobei die andere Band eher so klingt wie KVELERTAK früher.
Flo: Ja, genau, deren erste beiden Platten finde ich toll. Das Debütalbum „Anti World Music“ hat mich damals richtig umgehauen, das klingt wie TURBONEGRO ohne Rock-Attitüde in richtig fies, haha.

KNOCHENFABRIK
„Glücklich“
[Alle erkennen es sofort.] Ein Klassiker. Was ist euer Klassikeralbum, „Diene der Party“?

Alex: Jeder von uns hat da andere Favoriten. Aber wir haben schon festgestellt, dass wir von diesem Album viele Songs live spielen. Wir wollen eigentlich immer von jeder Platte was spielen, aber die dominiert immer die Setlist. Also ist da schon was dran. Aber es gibt im Saarland Leute, die finden die „Richard Nixon Discopistole“ am besten. Und im Ruhrpott scheint „Geschichten, die einer schrieb“ gut anzukommen. Es kommt wohl echt immer darauf an, welche Zeit die Leute damit verbinden: Bei „Jade“ sind es oft die, die die Platte zuerst nicht so gut fanden. Als die Platte von KNOCHENFABRIK 1997 veröffentlicht wurde, habe ich für meine Arbeit Kinder rumgefahren und in diesem Bus immer ihre Platte „Ameisenstaat“ gehört. Da war ich gerade fertig mit dem Studium, war gerade so im Job angekommen, aber es war alles noch nicht so verbindlich, haha. Und ich hatte zum ersten Mal Geld, konnte Konzerte besuchen und andauernd KNOCHENFABRIK hören. Eigentlich dachte ich, ich wäre durch mit Deutschpunk, aber dieses Album hat mich wieder überzeugt und sozusagen zurückgeholt. Diese gute Zeit und meine Haltung von damals, beides verbinde ich mit der Platte und von daher wird die für immer mein Favorit bleiben.