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CONVERGE

Blood Moon: I

Schon vor dem ersten Hören ist mir eines klar: „Blood Moon: I“ wird nicht jedem CONVERGE Fan gefallen. Dafür ist der neue Sound zu weit weg vom chaotischen Fundament der Band. Dass CONVERGE rundum Künstler sind und sich dementsprechend immer wieder neu erfinden, ist allerdings wenig überraschend. Wie drastisch der Sound des neuen Albums sich aber von der Grund DNA unterscheidet, ist es dafür umso mehr. Dabei hört man den eigenen Stil der Hardcore-Legenden als Fundament der Platte ganz klar heraus. Die Gründe für den neuen Sound sollten sich mittlerweile rumgesprochen haben: „Blood Moon: I“ entstand in Zusammenarbeit mit Chelsea Wolfe, Stephen Brodsky und Ben Chisholm. Der Titeltrack macht dann direkt klar, wie unglaublich gut die Stimmen von Chelsea und Jacob harmonieren. Düster, apokalyptisch und über alle Maßen kreativ. Dieses Album ist dieser eine Release, der aus dem Nichts kommt, den Hörer überrollt und schon vom ersten Song an klarstellt: Ich bin gekommen, um zu bleiben. Dabei ist „Blood Moon: I“ keine leichte Kost und zündet trotzdem sofort. Die Songs sind ausladend, episch und schwer. Nur zwei Mal sind die Musiker:innen knapp über der Drei-Minuten-Grenze. Die Songs entfalten jeweils eigene Dynamiken und vereinen wahnsinnig viele Ideen auf eine unglaublich organische Art und Weise. Wie gut diese Musiker:innen zusammen funktionieren, ist beängstigend. Unglaublich, wie elegant diese Vielfalt an Ideen in die elf Songs eingewoben wird. Das Album ist zu keiner Sekunde langweilig und atmosphärisch unfassbar dicht. Auch wenn man für eine solch zähe Dampfwalze in Stimmung sein muss, überzeugt mich die Scheibe bei jedem Hördurchgang aufs Neue. An „Tongues playing dead“ werde ich mich wahrscheinlich nie satthören können. Jacobs Stimme zu diesem Riff! Wahnsinn. Es fällt fast schwer, dieses Erlebnis, das „Blood Moon: I“ darstellt, in Worte zu fassen. Manchmal muss man einfach spüren, was für großartige Songschreiber:innen da aufeinandertreffen. Für Die-hard-Fans der „Jane Doe“-Ära wird das neue Album vielleicht zu Doom-lastig sein, wer aber an den episch ausgelegten letzten Releases von CONVERGE Spaß hatte, wird auch mit „Blood Moon: I“ warm werden. Für mich ist das Album einer der interessantesten Releases des Jahres.