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CONVERGE

The Dusk In Us

Der landläufige Ausspruch ist immer wieder zu vernehmen und geht so vielen erstaunlich leicht über die Lippen. „Wir müssen niemandem mehr etwas beweisen.“ Gesagt haben CONVERGE das natürlich nie. Warum auch – es ist ja eigentlich ausgemachter Blödsinn. Oder besser: gern auch eine Art Entschuldigung. Nein, Kurt Ballou und Kollegen sind auch nach annähernd dreißig Jahren im Geschäft noch hundertprozentig bei der Sache. Ganz oder gar nicht. Daran lässt „The Dusk In Us“ – das neunte Studiowerk der Band und das erste seit fünf Jahren – von Beginn an keinerlei Zweifel. Mehr noch: Ist der Opener „A single tear“ erst einmal mit flirrenden Gitarren und dissonanter Wucht über den Hörer hinweggerollt, stellt sich alsbald wieder die unumstößliche Gewissheit ein, warum das Quartett schon so lange den Status als absolute Pioniertruppe im härteren Segment innehat. Ob rasend-wütende Hardcore-Eruptionen wie im trefflich betitelten „I can tell you about pain“ oder dem flotten „Wildlife“, zäh schleppende Dampfwalzen wie „Under duress“ oder entrückt-beklemmende Nervenproben wie „Trigger“ – CONVERGE präsentieren sich einmal mehr als Meister des vertonten Unbehagens. Dass Frontmann Jacob Bannon sich dabei nicht nur in gewohnter Manier die Lunge aus dem Brustkorb kreischt, sondern wie beispielsweise im zurückhaltenden Titelsong auch immer wieder mit nachdenklichem Klargesang agiert, verleiht der Platte dabei eine fast schon überraschende, weil ungewohnte Variabilität. Am Ende sind es dennoch vor allem die heftigen, ungezügelten Passagen, die sich mit Nachdruck in den Gehirnwindungen festbeißen – sowie die Erkenntnis, dass es nach wie vor nur sehr wenige Truppen gibt, welche den Herren aus Boston das Wasser reichen können. Der knapp 44-minütige Beleg dafür steht jetzt in den Regalen.