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HASS

Macht kaputt, was längst kaputt ist

Nachdem ich HASS nach 18 Jahren Anfang 2020 mal wieder live gesehen habe, war ich doch sehr gespannt. Falls ich von ihrem aktuellen eine Neuauflage des letzten, guten Albums „Kaktus“ von 2014 erwartet haben sollte, sehe ich mich enttäuscht – und das im positiven Sinne. Statt sich selbst nur zu kopieren, legen HASS mit „Macht kaputt, was längst kaputt ist“ – selbstredend ist der Titel eine Anlehnung an TON STEINE SCHERBEN – eines ihrer besten Alben seit langem vor. HASS sind straighter, schneller, noch wütender, aber auch melodischer geworden. In den 16 Songs kriegen alle das, was sie verdienen, sei es die ekelhafte Suppe aus rechten Wutbürgern, Schwurblern und Neonazis oder Religionen und Egoisten aller Art. Die Texte sind noch zynischer geworden – falls das überhaupt geht –, allerdings ohne in stumpfen Parolen zu enden. „Abendland verrecke“ bleibt da nur als logische Konsequenz. Interessanterweise erzählen HASS bei einigen Songs Geschichten weiter, die schon auf vergangenen Alben Thema waren, wie bei „Gang Bang“ oder „Digitaler Zungenkuss“. Mit diesem Album verabschiedet sich Sänger Tommy aus gesundheitlichen Gründen und sein Nachfolger Marv gibt bei „Zum Scheißen zu doof“ seinen Einstand. Es dürfte uns also noch einiges bevorstehen und das ist gut so!