Foto

WOLVES IN THE THRONE ROOM

Primordial Arcana

Black Metal ist – wohl mehr als die allermeisten Genres – eine stark formalisierte Musikrichtung mit einer Anhängerschaft, die sogar schärfer als Punks darüber urteilt, was „trve“ ist und was nicht. Wie in sozialen Gemeinschaften, die aus Gründen der Identitätswahrung bevorzugt unter sich bleiben, wird/werden da von außen Kommendes und Kommende tendenziell abgelehnt. WOLVES IN THE THRONE ROOM sind in diesem Kontext schon von Anfang an Grenzgänger gewesen. Im Frühjahr 2003 gründeten die aus dem Punk-Kontext kommenden Brüder Nathan und Aaron Weaver nahe Olympia, Washington im waldreichen, dünn besiedelten Nordwesten der USA ihre Interpretation einer Band zwischen Crustpunk, Thrash und Black Metal. Ein erstes Demo folgte 2004, ein weiteres im Jahr darauf, und 2006 erschien das Debüt-Album „Diadem Of 12 Stars“ (Vendlus) und 2007 dann „Two Hunters“ (Southern Lord), jene Platte, die WITTR international den Durchbruch verschaffte. Es folgten auf Southern Lord „Black Cascade“ (2009) und „Celestial Lineage“ (2011), dann auf dem bandeigenen Label Artemisia Records „Celestite“ (2014) und „Thrice Woven“ (2017), und nun mit einer (nicht nur) durch Corona bedingten leichten Verzögerung „Primordial Arcana“, mit dem die Band in den USA auf Relapse Records untergekommen ist, in Europa aber auf Century Media. Ein erster Mix des bereits vor der Pandemie aufgenommenen Albums durch einen von der Band bestimmten Mischer erfüllte nicht die hohen Erwartungen von Nathan, woraufhin der sich technisch und fachlich selbst ermächtigte, diesen diffizilen Job so zu erledigen, dass der spezielle, sich durch unfassbare, majestätische Mächtigkeit auszeichnenden Sound auch diesmal wieder den eigenen Erwartungen entsprach. Ganz grundsätzlich hat sich musikalisch bei „Primordial Arcana“ nichts geändert, WOLVES IN THE THRONE ROOM sind nicht – damit passen sie dann doch wieder in das eingangs gezeichnete Bild – die Typen für musikalische Experimente (von hier und da eingestreuten, aber nicht dominanten Synthies mal abgesehen), vielmehr scheinen sie an einer immer besser gelingenden Annäherung an ihr musikalisches und klangliches Ideal interessiert zu sein, sie bewegen sich wie auf einer spiralförmigen Bahn hin auf ein schwarzes Loch. Textlich geben die sechs Songs mit Vocals und das abschließende Instrumental weniger her als die Einblicke, die Nathan im Interview in seine doch sehr spirituelle (aber nicht schwurbelige) Weltsicht gestattet – hier steckt mehr Tiefe dahinter als bei anderen Schwarzmetallern. Das Cover-Artwork? Passt in diesen Kontext, auch wenn es Veganer:innen eher abschreckt. „Primordial Arcana“ ist ein weiteres enorm starkes WITTR-Album mit all deren Trademarks – hinreißend!