NOMEANSNO

The People's Choice CD

Okay, die Frage, die ich zu Beginn dieser Rezension stellen will, kann nur ein alter Fan stellen: Wozu braucht man eine Best Of-CD von NOMEANSNO? Gibt es jemand, der sich ernsthaft für diese kanadische Band interessiert, der nicht alle ihre Platten sein eigen nennt? Eben.

Aber bitte, ich gestehe ein, es mag Menschen geben, die bislang vom Virus der NOMEANSNO-Besessenheit verschont geblieben sind, die aber ob der Wunderdinge, die allenthalben von all jenen erzählt werden, die sie jemals live gesehen haben oder zumindest das ein oder andere Album kennen, nichts gegen eine entsprechende Infektion einzuwenden haben.

Und da ist diese CD ein hervorragender Einstieg, denn passend zum 25. Geburtstag haben die über diese Distanz konstant aus den Brüdern John und Rob Wright (nebst verschiedener Gitarristen) NOMEANSNO endlich das seit Jahren geplante Best Of-Album veröffentlicht, für das sie ihre Fans schon vor langer Zeit gebeten hatten, ihre zwanzig Lieblingssongs einzusenden.

"The People's Choice" ist das Ergebnis dieser demokratischen Entscheidung, und auch wenn Songs des Debüts "Mama" von 1982 aus technischen Gründen nicht enthalten sind und man somit erst mit der "You Kill Me"-EP von 1982 beginnen konnte, so ist unter den 15 Tracks (man hat's eben gerne etwas länger, was die Songspielzeiten anbelangt) doch alles, was man sich auch selbst für ein Best Of zusammengesucht hätte.

Als da wären: "Now", "Sex mad", "Theresa, give me that knife", "Body bag", "The day everything became nothing", "Dad", "The river" und "Victory", plus noch ein paar. Stellt sich noch die Frage, was den Reiz von NOMEANSNO ausmacht.

Ich verweise da gerne auf mein erstes NMN-Konzert 1989 in Augsburg: Ich stand das ganze Konzert über mit offenem Mund direkt vor der Bühne und beobachtete Rob beim Bass-Spielen und war hinterher sprachlos vor Begeisterung.

Diese Art von Punk hatte ich vorher noch nie gehört, eine unglaublich rhythmische Mischung aus eben Punk, Jazz, Funk, Metal, Rock und was sonst noch als Roadkill den Weg der Band pflastert.

Expect the unexpected war und ist hier die Maxime, und obwohl ich bei Punk nicht unbedingt musikalische Virtuosität als wichtiges Kriterium für gute Musik ansehe, so geht diese bei NMN und ihrem RAMONES-Alter Ego HANSON BROTHERS doch mit Punk-Attitüde Hand in Hand.

Und das gilt auch für die Konzerte der Kanadier: ich kenne kaum eine bessere, fesselndere Liveband, die auf der Bühne zudem noch eine ungeheuer positive Energie ausstrahlt. Langer Rede kurzer Sinn: Wer NMN bislang verpasst hat, sollte hiermit den Einstieg wagen.

Im Booklet gibt's Fotos aus dem Band-Album sowie nicht ganz ernst zu nehmende, aber halbwegs informative Linernotes. Übrigens handelt es sich bei Wrong Records um - nomen est omen - das Label der Gebrüder (W)Right.

(73:50) (09/10)