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AQUASERGE

The Possibility Of A New Work For Aquaserge (Made To Measure Vol. 46)

Mit ihrem 2017 bei Crammed Discs erschienenen Album „Laisse Ça Être“ haben mich die 2005 in Toulouse gegründeten AQUASERGE, die schon seit 2008 auf eher kleineren Labels diverse Alben und Singles veröffentlicht hatten, durchaus begeistern können. Post-Rock-Pioniere wie TORTOISE oder STEREOLAB kamen einem dabei Sinn, so wie AQUASERGE frankophilem Pop eine jazzig-experimentelle Schlagseite verpassten und mit Soundtrack-Assoziationen versahen. „Laisse Ça Être“ war dabei immer eigenwillig und unberechenbar, und besaß neben sperrig-disharmonischen Momente auch viel Sinn für melodische Arrangements. Die acht Stücke des neuen Albums „The Possibility Of A New Work For Aquaserge“ betonen die jazzig-experimentelle Seite von AQUASERGE noch deutlich mehr. Sie sind hier mehr Kammerpoporchester als Rockband, auch wenn das Album mit dem recht STEREOLAB-artigen Song „Un grand sommeil noir“ beginnt, eine Interpretation eines Edgard Varèse-Songs, der damit ein Gedicht von Paul Verlaine vertonte. Varèse gibt auf gewisse Weise den roten Faden der Platte vor, denn AQUASERGE ließen sich inspirieren von den eher untypischen Komponisten der zeitgenössischen Klassik des 20. Jahrhunderts wie Giacinto Scelsi, György Ligeti (dessen atonalen Klänge Stanley Kubrick ungefragt für seinen Soundtrack zu „2001: Odyssee im Weltraum“ verwendete) und Morton Feldman. Damit dürfte es sich um das bisher sperrigste und disharmonischste, aber auch ambitionierteste AQUASERGE-Album handeln, das im Spannungsfeld von E- und U-Musik avantgardistische Kompositionsbemühungen mit den Mitteln einer unkonventionellen Rockband neu definiert.