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BULBUL

Kodak Dream

Hm. Ich hätte diesen verdammten Clip nicht sehen dürfen! Kann ich das jüngste Album einer Band, deren Frontmann zur Zeit aussieht wie mein Vater, der sich gerade einen Undercut verpasst hat und bewegungstechnisch auf Joachim Witt macht, ernst nehmen? Schwierig. Könnte aber auch noch an anderen Faktoren liegen. Die Frage, die über allem schwebt: Werden hier Indie-Ösi-Bands wie BILDERBUCH mit einem heftig durch die Effektkette gejagten Instrumentarium eher veralbert oder kopiert? Immerhin hat mit Zebo Adam auch hier der Mann hinter der BILDERBUCH-Hitplatte „Schick Schock“ produziert. Wahrscheinlich wird sich das Wiener Trio auf Nachfrage aber eher auf Elektropioniere wie CAN oder TANGERINE DREAM berufen. Wie dem auch sei, für Synthieklänge in diesem Ausmaß sind BULBUL bislang – und man ist immerhin schon seit gut zwei Jahrzehnten aktiv – eher weniger bekannt. Eher für avantgardistisch angehauchten, leicht schrägen Indierock mit dezenten Sludge- und – zugegeben – hier und da auch ein paar psychedelischen Krautrock-Einsprengseln. Aber damit ist jetzt wohl Schluss, die Clubs wollen schwitzende Menschen sehen, „Kodak Dream“ schreit förmlich nach einem Ende des Tanzverbots. Denn: Schon morgen könnte die Welt wieder eine ganz andere sein. Es lebe der Wandel!