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CHABAD RELIGION

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Ich gebe zu, ich war zunächst fasziniert und irritiert zugleich von diesem umwerfend guten Release-Debüt von CHABAD RELIGION. Die 10-Track-LP wurde von den D-Composers Fat Mike, Baz, John Carey und Yotam Ben Horin in Los Angeles produziert und in den Six Floggs Studios eingespielt. Musikalisch wird, was nicht wirklich überrascht, bester temporeicher und melodischer California-Punk Typ NOFX und USELESS ID geboten. Gesungen wird in Hebräisch. Nach 13 Minuten ist die Messe gelesen. Meine Irritation setzte ein, nachdem ich feststellte, dass es sich bei den Lyrics um wortgetreue populäre jüdische Gebete handelt. Damit öffnete sich plötzlich ein Horizont von denkbaren pop- und subkulturellen Referenzierungen zu Konzepten von Punk und jüdischer Identität, der mich kurz zu überwältigen drohte und noch immer sehr beschäftigt. Ist das alles bloß Ironie oder steckt doch mehr dahinter? Also schnell bei Yotam nachgefragt, damit ich mich nicht verrenne. Die Antwort kam prompt. Das Album ist eine Art frei interpretierte Auftragsarbeit, die auf die Bitte eines Rabbis in L.A. zurückgeht, die Texte für den Gottesdienst zu vertonen. Anspieltipps? Für „Adon Olam“, „Or Zarua“ und „Tzadik Ketamar“ hole ich meine Kippa raus.