Foto

DER LÄRM DER NACHT

Hartinger/Wonner

An was man sich erinnert, was medial nach drei, vier Jahrzehnten noch präsent ist, hängt immer auch von Zufällen ab und davon, ob ein paar wenige Menschen (wieder) aktiv sind, sich erinnern und aktiv Geschichtsschreibung und Archivarbeit betreiben. Gefühlt sind das eher Menschen aus einem ganz konkreten Punk/Hardcore-Kontext mit schon immer hohem DIY-Faktor. Die Folge: Punk in Düsseldorf, Punk im Ruhrpott, etc. Und da geht es dann auch – kein Vorwurf, denn hier ist alles subjektiv – um die Punkbands, die Szene, in der die Autor:innen einst aktiv waren. Deutlich unterrepräsentiert sind „aus Gründen“ entsprechend oft Bands, die eher im Post-Punk-, Wave- oder Industrial-Bereich aktiv waren. Damals wie heute gab es da Überschneidungen bei Fans und Konzertbesucher:innen, aber auch Bruchlinien. Peter „Jan Cux“ Hartinger und Armin „Captain Nivea“ Wonner machten in den Achtzigern die Fanzines Schweinepest, Cabeza Cuadra und PopNoise, trieben sich zwischen Düsseldorf und Dortmund auf Konzerten herum und knipsten ohne Anspruch, was ihnen gefiel. Für dieses Buch haben sie und Freunde ihr Fotoarchiv durchforstet, und eine Auswahl der Schwarzweiß-Fotos von etwa DIE ÄRZTE, DIE TOTEN HOSEN, LAIBACH, TEST DEPT., WIRE, SONIC YOUTH, EA80, LIVE SKULL, MEMRANES, STUNDE X, FAMILY FIVE und BIG BLACK findet sich mit ungefähren Angaben zum Wann und Wo und anekdotischen Erinnerungen auf den Seiten dieses im Eigenverlag veröffentlichten Buches. Das gab und gibt es in verschiedenen Digitaldruck-Editionen in schöner Qualität, wobei hier und da redaktionell mehr möglich gewesen wäre. Ein wichtiges Stück Musik-Geschichtsschreibung für den Westen – wer damals dabei war, wird es haben wollen.