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GÖTZ WIDMANN

Tohuwabohu

Schön, wenn sich Musiker noch selber kümmern. Und so ging im Hauptquartier eine Mail von Götz ein, in welcher er sein neues Album nebst Tour bewarb und um freundliche Unterstützung bat. Mehr als gerne, denn zugegebener Maßen hatte ich seine Musik und somit seine Platten seit einigen Jahren aus den Augen verloren.

Somit war es für mich eine große Überraschung, dass auf dem neuen Album eine Band dabei ist, was aber eben auch zuvor schon der Fall war. Das funktioniert weit besser, als ich, so ich denn nur davon gehört, zu vermuten gewagt hätte, nämlich extrem gut.

Textlich gehört Götz Widmann für mich sowieso in deutscher Sprache zu den absoluten Ausnahmekünstlern. Kaum jemand vermag Wortwitz und Sarkasmus in derart intelligenter Form in gereimte Zeilen bringen, dabei durchaus manchmal an der Albernheit kratzen, aber selten ins Peinliche abrutschen.

Die Texte dabei, wie immer recht lang, die Themen meist der Liebe, dem Alkohol und der Legalisierung von Hasch gewidmet, ist das neue Album stärker dem aktuellen Zeitgeschehen geschuldet und somit neben der natürlich humoristischen Seite ebenso als politisches Album zu verstehen.

Das war weniger geplant, das ergab sich so. Dass Themen wie Nachhaltigkeit („Fließendes Bier“), Integrationspolitik und Grenzen („Alarmzustand“), der Zustand Europas („Europa“) und am deutlichsten Pegida und AfD („Wir sind das Volk“) auch ohne sauertöpfische Moral angegangen werden kann, darf als Selbstverständlichkeit angesehen werden, aber die Botschaft ist klar vorhanden.

So kommt dann als Schlussnummer ein altes Gedicht, welches auf „Böäöäöäöäöä“ als Wortvortrag, Spoken-Word kann man ja hier nicht anbringen, schon veröffentlicht war, in musikalischem Gewand, „Klimakatastrophe“.

Dem Album kann ich nur eines vorwerfen, dies aber durchaus ernst gemeint, nämlich mir tagelange extremste Ohrwürmer beschert zu haben, so dass bestimmte Zeilen jeden meiner Schritte im Kopf musikalisch begleiteten.