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KOTZREIZ

Nüchtern unerträglich

KOTZREIZ treffen mit „Nüchtern unerträglich“ auch nach zehn Jahren den Nerv für Melancholie und No Future, für „Alles scheiße“ und „Kopf hoch!“, für Pfeffi und Kater. Die melancholische Nummer „Punk boys don’t cry“ wirft eben diesen Blick zurück, während eine Träne ins Bierglas tropft.

Selbiges wird im folgenden „Ratten im System“ aber gleich an die Wand geklatscht, denn wenn es nach KOTZREIZ geht, gehört die Stadt noch immer den Ratten. Für eine Überraschung sorgt die wavige Knutschnummer „Toilettenstern“, für die soundmäßig gut bei SCHLEIM-KEIM und „Party im Cannabisbeet“ abgekupfert wurde.

Emilie Krawall (FRAU MANSMANN) leiht ihnen hierfür ihre Stimme. Das tut Andrea von den PESTPOCKEN bei „Räudiger Aal“ und Ace von ZSK steuert ein Gitarrensolo zum Titeltrack bei. Und auch wenn der Titeltrack wieder Hymnenpotenzial in der Art von „Berlin“ und „Punk bleibt Punk“ birgt, zeigt dieser die Ausweglosigkeit auf und erinnert daran, wie scheiße es ist, dass im Mittelmeer Menschen ertrinken, das Finanzamt Jagd auf Punkrocker*innen macht und Glasscherben in Hundepfoten stecken.

Ja, auch das ist eine Seite von KOTZREIZ, die auch auf „Nüchtern uneträglich“ nicht zu kurz kommt, aber auch auf Album Nummer drei hübsch in Bierlaune und Pogo-Stimmung verpackt ist. Insgesamt dieses Mal etwas weniger eingängig, dafür bitte erst dreimal hören, bis die Songs auch im Ohr bleiben.