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RESIDENTS

Freak Show pREServed Edition

Ein guter Jahrmarktschreier für ein Kuriositätenkabinett sollte also nach Möglichkeit einen heftigen deutschen Akzent haben, lehrt uns „Freak Show“. Hey, dann hätte ich ja mal richtig viel Talent für irgendwas! Aber zur Sache: Einige der RESIDENTS-Urmitglieder hatten in jungen Jahren noch die Gelegenheit echte Freakshows zu sehen, bevor diese in den Fünfzigern aus ethischen Gründen (zu Recht) in der Versenkung verschwanden. Was den deutschen Holiday Park nicht daran hinderte, bis in die Neunziger hinein eine „Liliputstadt“ mit Kleinwüchsigen in Schauwohnwagen zu unterhalten. Davon wussten die RESIDENTS allerdings vermutlich nichts. Das Freakshow-Motiv hat sich jedenfalls tief in das Gedächtnis des Bandgefüges eingegraben und von Beginn an eine zentrale Rolle in der RESIDENTS-Mythologie gespielt, man denke an den Eyeball. Auch musikalisch ist der Einfluss von Drehorgel und Co. nicht abzustreiten, diesem Thema schließlich Anfang der Neunziger ein ganzes Album zu widmen, war da nur konsequent. Hier ist das Ganze hübsch mit üppigen Linernotes und zwei Bonus-CDs neu aufgelegt (die CD-ROM und der Comic hätten mich mehr gefreut). Gewiss, über die Notwendigkeit quäkende Achtziger-Midisynths mit Jahrmarktsgedudel und Killerclown-Vibes zu kreuzen, lässt sich streiten. Motto? „Everyone comes to the freak show / But nobody laughs when they leave“.