DUMBELL

Im letzten Ox schlug das neue DUMBELL-Album ein wie eine Bombe. "Don´t Mess With Cupid" ist eine Punk´n´Roll-Platte, auf die sich scheinbar alle einigen können. Paul Smith, seines Zeichens Sänger, Songwriter und Gitarrist von DUMBELL, stand dem Ox Rede und Antwort. Dabei kamen einige seltsame Sachen ans Tageslicht...

Paul, du bist ist ein Amerikaner, den es nach Deutschland verschlagen hat. Wie kam es dazu?


"Ich bin mit dem Flugzeug geflogen, haha! Das war vor ungefähr vier Jahren. Oh Mann, mein Deutsch ist so beschissen, das ist echt peinlich!"

Du kannst auch Englisch sprechen, wenn du möchtest!

"Quatsch, das geht schon."

Dann erzähl uns doch bitte etwas über die Geschichte von DUMBELL. Ihr habt ja auch schon vor dem Deal mit Radio Blast Recordings Platten herausgebracht, die nicht so bekannt sind.

"Was heißt nicht so bekannt?"

Dass sie nicht so einfach zu bekommen waren.

"Ja, das stimmt. Die alten Sachen haben wir mehr oder weniger nach dem "Do It Yourself"-Prinzip hergestellt. Wir haben vor "Don´t Mess With Cupid" zwei Platten herausgebracht, wobei eine davon bei SPV erschien. Aber die haben uns rausgeschmissen, weil es Ärger gab - ich habe mich dort mit dem Chef angelegt, weil die kein Vinyl veröffentlichen wollten. Wir hingegen wollten aber unbedingt eine Vinyl-Version."

Dann bist du also ein ausgesprochener Vinyl-Freak, der CDs nicht ausstehen kann, oder?

"Ich kann Musik generell nicht ausstehen! Ich höre keine Musik! Wenn ich aber doch mal welche höre, dann möchte ich Vinyl hören."

Wie bitte? Du kannst Musik nicht ausstehen? Du kaufst keine Platten und hörst nie Radio?

"Nein. Wenn ich mal eine Platte bekomme, höre ich sie mir schon an. Aber heutzutage wird man überall mit Musik überladen. Denk nur an die ganzen Arschlöcher, die vom Auto aus ihre Umwelt mit lauter Musik tyrannisieren. Wenn du in einer Bar sitzt, wirst du auch mit Musik berieselt. Deswegen lege ich zu Hause nie Musik auf."

Interessant... Aber magst du nicht solche Bands wie zum Beispiel ZEKE oder NEW BOMB TURKS?

"Ach, die habe ich schon live gesehen, aber ihre Platten kenne ich nicht."

Gibt es überhaupt keine Bands, die DUMBELL beeinflusst haben?

"Doch, die gibt es. THE STOOGES zum Beispiel. Die hätte ich mir vor zehn Jahren sogar zu Hause angehört. Aber irgendwann hatte ich die Musik dann satt."

Und wie würdest du euren Sound heutzutage beschreiben?

"Keine Ahnung. Als fucking Punkrock vielleicht! Ich meine, dass unsere Musik zu primitiv für irgendeine hochtrabende Schublade ist. Aber wir spielen definitiv keinen Hardcore!"

Und was erwartet ihr von der neuen Platte, falls ihr überhaupt irgendwelche Erwartungen habt?

"Ich denke, dass es ein gutes Album geworden ist, das man sich oft anhören kann. Grundsätzlich möchten wir so viele Shows wie möglich spielen. Ich habe in den vier Jahren mit DUMBELL schon über 500 Shows gespielt - wir sind echt schon in jedem miesen Drecksloch aufgetreten! Wir haben uns um nichts gekümmert, wir haben einfach nur gespielt. Niemand wollte unsere Platten veröffentlichen, also haben wir sie selbst veröffentlicht. Niemand hat sich ums Booking gekümmert, also haben wir die Konzerte auf eigene Faust organisiert."

Und wie ist das jetzt?


"Jetzt machen wir nicht mehr alles alleine. Ein Freund kümmert sich um die Auftritte. Und wir haben ja auch noch den süßen Tom, der sich um viele Sachen kümmert. Bei solchen Chaoten wie uns ist das auch dringend notwendig."

Für euch scheint die Live-Präsentation auf der Bühne die einzige Sache zu sein, die wirklich zählt.

"Wir interessieren uns nicht für Plattenverkäufe. Es ist zwar cool, eine neue Scheibe am Start zu haben, aber Aufenthalte im Studio sind einfach verdammt teuer. Und außerdem können Platten immer nur eine schwache Interpretation der Live-Qualitäten einer Band sein. Der größte Schwachsinn sind übrigens Live-Platten! Wenn du eine Show live mitschneiden möchtest, spielst du garantiert den schlechtesten Gig deines Lebens."

Kannst du dich noch an euer miesestes Konzert erinnern? Oder an euer bestes Konzert?

"Klar kann ich das, weil unser schlechtester Gig gleichzeitig auch unser bester war. Das war damals in Göttingen, da sind mir während den ersten vier Songs acht Gitarren-Saiten gerissen. Es ging wirklich alles schief, so dass wir nach diesen Songs die Bühne verlassen haben. Das war echt großartig! Wir haben ein halbes Jahr später noch mal in Göttingen gespielt, und da ging dann alles gut. In Amerika haben wir auch schon ganz schlechte Erfahrungen gemacht, als wir vor ein paar besoffenen Cowboys auftreten mussten, die unsere Musik zum Kotzen fanden. Aber die übelste Geschichte ist in Kroatien passiert. Wir fuhren auf einer total demolierten Straße an der Küste entlang, wodurch wir über zwölf Stunden unterwegs waren, um am Abend in einer riesigen Disko aufzutreten. Die Show wurde damals von einer Frau klar gemacht, die den Besitzer dieser Disco kannte. Sie gab ihm unsere CD, aber der Typ hat sich das Teil vermutlich nie angehört. Und als wir dann mit unserem dreckigen Van vor der Tür standen, trauten die ihren Augen nicht und fragten uns, wo unser Truck und unsere Soundanlage ist. Sind wir die ROLLING STONES, oder was? Was für eine Soundanlage? Die hatten halt nur so eine typische Diskoanlage für dumme Touristen. Du hättest uns mal beim Soundcheck hören sollen! Jedenfalls hat uns der Typ nicht spielen lassen, weil er Angst hatte, dass wir alle Leute mit unseren verzerrten Gitarren vergraulen. Er hat uns ungefähr zehn Stunden warten lassen, weil wir schon am frühen Nachmittag angekommen waren. Alles umsonst - die lange Fahrt und die lange Wartezeit!"

Das ist natürlich bitter! Aber lass uns doch noch mal auf das neue Album zurückkommen. Warum habt ihr es ausgerechnet in Holland aufgenommen?

"Weil es dort gute Sachen zum Rauchen gibt. Wir haben zwei überzeugte Pot-Raucher in der Band, die sich dort natürlich verdammt wohl gefühlt haben. Außerdem hat ein Freund von mir ein Studio in Holland. Die andere Möglichkeit wäre unser Proberaum gewesen - der wäre allerdings ein bisschen klein gewesen! Da fiel uns die Wahl nicht schwer..."

Hast Du ein persönliches Lieblingslied auf "Don´t Mess With Cupid"?

"Ja, das erste Lied: "Life In The City", weil es sehr schnell auf den Punkt kommt. Das ganze Album ist sehr rockig geworden, wie ich meine. Es gibt keinen überflüssigen Ballast."

Das Line-up hat sich aber auch etwas verändert, oder?

"Ja, zwei von den Deutschen sind ausgestiegen, weil sie die ganze Reiserei nicht mehr ertragen konnten. Die hat sie wohl ziemlich krank gemacht. Wir haben einen neuen Schlagzeuger und einen neuen Gitarristen. Aber was heißt neu, die beiden sind ja auch schon seit ungefähr einem Jahr dabei. Die alten Bandmitglieder waren etwas spießig, aber jetzt gibt es keine Spießer mehr bei DUMBELL."

Habt ihr noch irgendwelche anderen festen Jobs oder Nebenbeschäftigungen?

"In gewisser Weise, aber feste Jobs kann man kaum oder gar nicht annehmen, wenn man so viel wie wir unterwegs ist. Aber unser Schlagzeuger arbeitet zum Beispiel noch nebenbei als Schreiner - der hat sich sein Schlagzeug selbst gebaut! Total verrückt!"

Und wie sehen die Zukunftspläne aus?

"Möglichst viel live spielen, mehr Auftritte, mehr neue Songs. Wir schreiben schon wieder an neuen Stücken, die so schnell wie möglich auch live vorgestellt werden sollen."

Wollt ihr denn schon wieder ein neues Album aufnehmen?

"Nein, das nicht, aber eine Single. Singles sind wesentlich einfacher als Alben, weil man Singles sehr viel schneller im Kasten hat. Bei Alben besteht immer die Gefahr, dass man bei den Aufnahmen etwas Energie verliert. Im September werden wir wohl ein paar neue Songs aufnehmen. Ich schreibe generell sehr viele Songs, von denen allerdings meist die Hälfte wieder im Müll landet, weil sie nicht genug Energie haben."

Schreibst du alle Songs und Texte im Alleingang?

"Ja, für ein Album schreibe ich beispielsweise 30 oder 40 Songs. Es ist schon cool, wenn man eine so große Auswahl hat. Gerade auch, wenn man so viel live spielt. Wenn man ein Stück zweihundertmal gespielt hast, verliert man nämlich irgendwann das Gefühl für das Stück, weil man es einfach nicht mehr hören kann. Es kotzt einen nur noch an! Dann ersetzt man es durch ein anderes Stück. Und dann, zwei Jahre später, kann man es wieder in die Setlist nehmen, dann wirkt es nämlich wieder frisch."

Vielen Dank für das Interview.

"Willst du das wirklich abdrucken? Ich habe nämlich ganz schön viel Scheiße gelabert..."

Dein Problem...