SCUMBUCKET

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Melodien des Todes

Fünf Alben in 13 Jahren zeugen nicht gerade von großer Kreativität, dabei gilt SCUMBUCKET doch als der musikalische Papa von BLACKMAIL. Ein ähnlicher kommerzieller Erfolg war dem Trio indes nie beschieden, was vielleicht daran liegt, dass SCUMBUCKET eher der Therapie dient als dem Broterwerb. Und weil die Band schon so lange existiert, aber noch nie mit einem Interview im Ox vertreten war, ist das Gespräch mit Kurt Ebelhäuser eher ein Rückblick als ein Ausblick geworden.

Kurt, ihr arbeitet gerade am neuen Album. Wie läuft es?

Es geht super voran. Sieben Songs haben wir fertig, ein paar müssen wir noch machen und dann sind wir durch. Und es wird richtig großartig, das sind die Melodien des Todes!

Wieso spielt Guido Lucas nicht mehr Bass bei euch?

Wir haben uns halt musikalisch nicht mehr verstanden, und dann haben wir zu dritt beschlossen, dass wir ohne einander besser dran sind. Das war eine ganz gesunde Trennung, wir haben uns nach wie vor noch alle lieb.

Stattdessen ist Gründungsmitglied Dylan Kennedy wieder dabei ...

Wir hatten ja immer Kontakt. Er hat noch seine eigene Band, THE ROYAL WE, und wir haben seine erste EP zusammen eingespielt. Dylan ist dann auch auf die Idee gekommen, unser erstes Album „Heliophobe“ neu einzuspielen. Seitdem ist er wieder fest dabei.

Apropos „Heliophobe“: Warum habt ihr das Album neu aufgenommen?

Aus Spaß! Eigentlich wollten wir das zum zehnjährigen Jubiläum machen, daraus ist dann ein dreizehnjähriges geworden. Wir haben uns vier Tage eingeschlossen und es einfach noch mal neu eingespielt, ganz schnell und unkompliziert, genauso, wie wir es damals auch gemacht haben. Das Album war ja vergriffen, teilweise haben die Leute im Internet 89 Euro für ein Exemplar bezahlt, das ist natürlich blöd. Dann haben wir kurz überlegt, ob wir das Album einfach remastern, aber bevor wir diesen Aufwand betreiben, haben wir es kurzerhand neu eingespielt. Wir haben ja ein eigenes Studio, das Studio 45, da geht das ganz einfach.

Beschreib mal selbst, warum ist die neue Version besser als die alte?

Darum geht es gar nicht! Wir wollten es nicht besser machen, sondern nur für uns neu einspielen. Natürlich ist es eine ganz andere Platte geworden, die alte Version ist viel düsterer. Nach wie vor stehe ich dazu, es ist eine tolle Platte. Der Sound ist vielleicht besser geworden, aber die ursprünglichen Aufnahmen sind ja schon 13 Jahre alt. Die Songs haben auch live immer noch Spaß gemacht, und auch deshalb wollten wir sie neu auflegen.

Ihr seid und wart ja sehr beschäftigt: du mit BLACKMAIL, Guido damals mit GENEPOOL und seinem Studio. Welchen Stellenwert hat dann SCUMBUCKET für euch?

Man muss sagen, dass Michael auch immer genug zu tun hat, er hat ja schließlich Kinder. SCUMBUCKET ist das Ego von allen. Sozusagen das Kissen, wo man sich fallen lassen kann, wo man an nichts denkt, einfach aufnimmt und auf alles scheißt. Das ist der Wert der Band.

Warum habt ihr dann immer so lange gebraucht für neue Alben?

Wir sind alle berufstätig, sind mittlerweile alle Väter, und ein neues Album ist eben zeitaufwendig. Da hat man oft nicht die Zeit dafür.

Wusstet ihr nach jedem Album von SCUMBUCKET, ob es je ein neues geben wird?

Ja, klar. SCUMBUCKET wird nie tot sein. Das ist wie Hunger nach irgendwas. Wenn du SCUMBUCKET machst, dann hast du eine tolle Zeit im Studio. Dann kümmerst du dich wieder um andere Sachen, dann bist du wieder so gefüllt und du weißt, dass es weitergehen muss. Allein, weil es eine Therapie für alle ist.

Wo wir gerade über Arbeitseifer sprechen: Auf eurer offiziellen Homepage wird „Kiss Than Kind“ aus dem Jahr 2005 noch als Neuigkeit angepriesen ...

Kann sein, ich war, glaube ich, vor drei oder vier Jahren das letzte Mal drauf. Ich bin ja nicht online, deshalb guck ich mir so was auch nicht an. Wir legen auch keinen Wert darauf, vielleicht sollten wir die Seite einfach abschalten. Auf MySpace sind wir ja auch. Da war ich, glaube ich, schon zweimal drauf. Die ist schön, die Seite! Michael kümmert sich drum, oder Dylan, oder Carlos ...

Auf dieser mäßig aktuellen Homepage sprecht ihr über euch als „unterbewertete Band“ und „ewigen Geheimtip“. Stimmt die Selbsteinschätzung im Jahr 2010 noch?

Den Spruch kenne ich, weiß aber nicht, ob der von uns kam. Ich glaube, der stammt aus einer Zeitschrift. Kommt drauf an, was die Leute mit „unterbewertet“ meinen. Vielleicht glauben sie, wir könnten mehr Erfolg haben, aber wir bekommen durchaus gute Kritiken und werden musikalisch gut bewertet. Insofern sind wir nicht unterbewertet. Wir sind auch nicht die großen Erfolgskönige und sind nicht total organisiert – das siehst du ja an unserer Seite. Für den Erfolg musst du 100 Konzerte im Jahr machen, ich kenne das ja noch von BLACKMAIL. Das ist sehr viel Aufwand. Den haben wir eben noch nie betrieben, deshalb sind wir nicht so die Rakete.

Das behaltet ihr aber auch in Zukunft so bei?

Ja, wir spielen jetzt ein paar Konzerte, eine Tour, Festivals, alles, was dazugehört – wenn es nicht zu viel Aufwand ist.