DERITA SISTERS

Endlich, nach mittlerweile mehreren Ox-Compilation-Beiträgen, bekommen die legendären DERITA SISTERS (AND JUNIOR) aus Kalifornien nun einen Bericht in diesem Heft. Ich durfte für drei wilde und lange Tage Tourbegleiter sein. Mit dabei waren auch, das darf man nicht vergessen, WEEKLY CAROUSE, das Punk-Urgestein vom Niederrhein. Für beide Bands ist dies die mittlerweile dritte gemeinsame Tour, und da beide Parteien ein neues Album in den Startlöchern haben, sollen diese auch Erwähnung finden. Wie das neue Album der DERITAs heißt, will mir gerade nicht in den Sinn kommen, das neue Six-Track-Minialbum der CAROUSEs trägt jedenfalls den überaus einfallsreichen Titel „Too old to live, too young to die!“. Das ich den Titel der DERITAs gerade nicht parat habe, müsst ihr mir nachsehen, denn schließlich hat die Band mittlerweile 14 Alben, größtenteils in Eigenregie produziert, veröffentlicht. Für die CAROUSEs ist das in fünf bewegten Jahren der dritte Erguß auf CD, davor gab es zwei Veröffentlichungen auf Cassette. Bevor wir in den Bericht des dreitägigen Vergnügens (die Tour dauert knapp zwei Wochen) starten, hier die Roadcrew: Die SISTERS mit Sänger, Gitarrist, Songwriter, Tourplaner, Labelchef und Ex-Ehemann Mark Gilman, Bassist und Ruhepol Dag Midtskog sowie DEAD LAZLO´S PLACE, BADTOWN BOYS und UK-SUBS Tourdrummer Gizz Navarro. Auf Seite der CAROUSEs befinden sich Sänger und Gitarrist Frank , Bassist Michael, Gitarrist und Skinhead Florian und Tour- und Studioschlagzeuger Christian.

Die Roadies sind Axel, Basti und ich.

Bielefeld, 04.05.2001, AJZ.


Die Flyer des AJZ laden ein mit dem Slogan „77 Pogo RAMONES Style Punk from California“ - wenn das nicht kickt. Neben den DERITAs und den CAROUSEs geben sich heute auch CAMELBOY die Ehre, eine Bremer Punk-Kapelle, in der DERITA-Drummer Gizz ans Mikro darf. Keine schlechte Idee, wenn man sich die am mäßigen Gesang kränkelnden ersten Scheiben der Combo anhört. Die Tour läuft unter dem Motto „V-Boy Riot“. Was das heißt, soll jeder mal für sich selbst überlegen, doch soviel sei verraten: der Auftritt der Band unter selbigem Motto hätte bald zum Auftrittsverbot im ArbeiterINNENjugendzentrum geführt. So nennt man den Song bei der heutigen Show einfach „Pussycat incognito“ und das Problem ist gelöst.

Wir Roadies treffen irgendwann vor 21:00 Uhr am Gelände ein. Viel zu früh, mit dem Nachteil viel zu viel Zeit in dieser siffigen Kaschemme zu verbringen. Gegen 23:00 Uhr dürfen CAMELBOY dann eröffnen. Der recht gewichtige Gizz legt sich mächtig ins Zeug. Das schöne an seiner Stimme ist der angenehm herzhafte Akzent, der den Texten Leben einhaucht. Besonders deutlich wird das, als Gizz beim Auftritt der CAROUSEs deren Hit „Who are you?“ zum Besten gibt. Da Frank neben seinem Job als Frontmann auch noch die zweite Gitarre im Line-Up der DERITAs schwingt, hat dieser heute einen sehr ausgefüllten Abend, und dies wird nicht der einzige sein. Beim 33-Songs-langen-Set der DERITAs kommt er dann auch so sehr ins Schwitzen, dass der Mike-Ness-Reminiszenz-Lidstrich verläuft. „Tja, Frank,“, denke ich mir, „viel Spaß beim morgigen doppelten Kraftakt.“

Berlin, 05.05.2001, Wild At Heart

Der Auftritt unserer Helden findet heute im Rahmen des neunten Stay Wild-Festivals statt. Ja, heute Abend ist echt ein feines Programm zu bestaunen, denn Deutschlands coolste Turbo-Rock´n´Roller, die CELLOPHANE SUCKERS, machen den Headliner. Vorlegen müssen WEEKLY CAROUSE im halbvollen Minisaal des Clubs. Sie absolvieren ihren Auftritt routiniert. Danach dürfen die ARGIES auf die Bühne, eine Punkband aus... na, wer errät´s? Aus Argentinien natürlich. Frank freut´s, so kann er wenigstens zwischen seinem ersten und seinem zweiten Auftritt ein Päuschen einlegen. Gizz hat sich schon vor dem Auftritt mit der Band angefreundet, und ständig findet man ihn irgendwo im Club mit einem der ARGIES auf spanisch schwafeln. Der Auftritt der DERITAs kommt beim recht stylishen Rock´n´Roll-Publikum gut an und es wird anständig applaudiert. Doch die meisten haben natürlich auf die SUCKERS gewartet, die heute das neue Material ihres „Too much temptation“ betitelten Albums präsentieren. Mehr werde ich nicht schreiben, die SUCKERS kennt man halt. Kurz nach deren letztem Song räumen wir dann auch alle den Club und fahren zur pompösen Nachtresidenz ins Hotel Forum.

Bremen, 06.05.2001, Römer

Bremen ist mit Abstand der langweiligste Auftrittsort. Hier tut sich gar nix. Dafür sind CAMELBOY, sie kommen ja schließlich aus der Stadt, wieder mit an Bord. Etwa 20 Zuschauer verfolgen die Show. Trotzdem legen sich alle ins Zeug, als gäbe es kein Morgen. Danach ins Hotel, im Römer ist nämlich nach der letzten Zugabe der DERITAs Sperrstunde.

Für mich heißt es nun, sich zu verabschieden. Für die Jungs folgt noch eine anstrengende Woche, Frank bekommt die Röteln und fast alle anderen Mitglieder eine Grippe oder eine Erkältung.

Doch Punk rules, also weiter durch den wilden Osten und dem Lieblingsauftrittsort Thorgau, wo nach Aussage des CAROUSE-Schlagzeugers Christian „niemand normal aussieht. Die Punks haben alle Extremst-Iros und die Skins kein einziges Haar auf dem Kopf.“