40 Jahre später: U.X.A. (UNITED EXPERIMENTS OF AMERICA) - Illusions Of Grandeur (LP, Posh Boy, 1979/80)

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Die frühe Punk-Szene San Franciscos war geprägt von prägnanten Frontfrauen und -männern, wobei der Anteil weiblicher Bandmitglieder in dieser Phase verhältnismäßig hoch war. Jennifer Miro von THE NUNS und De De Troit von U.X.A. stachen dabei besonders hervor, weil sie das Image ihrer Bands maßgeblich prägten. Repräsentierte Miro den mondänen Vamp, ziert De De Troit wie ein Starlett im Stummfilm der Zwanziger und Dreißiger Jahre das Cover des Debütalbums von U.X.A. Der frankophone Titel „Illusions Of Grandeur“ und das an expressionistische Filmplakate erinnernde Bandlogo tun ihr Übriges.

U.X.A. gründeten sich 1978 in San Francisco, zogen aber schon früh nach L.A. Die Urbesetzung bestand aus Denise Semiroux aka De De Troit, Michael Kowalsky (gt), Lynwood Land (bs) und Richie O’Connel (dr). U.X.A. kombinierten typischen frühen female-fronted SF-Punkrock der Marke AVENGERS und X mit dunkleren Tönen und ebneten daher dem einige Zeit später aufkommenden Deathrock zusammen mit den THE NUNS den Weg. Insbesondere die „Illusions Of Grandeur“-Tracks „Hand in glove“, „Innocent bystanders“ und „Death from above“ sind hier richtungsweisend. De De Troits Gesang ist schneidender als der anderer Zeitgenossinnen, was dem Ganzen mehr Rotz verleiht. Die Kombination aus einem musikalischen Nährboden, der sich noch einer Genrespezifik enzieht, Habitus und Rawness machen den Charme von „Illuisions Of Grandeur“ aus. Von hier aus sollte es weitergehen in Richtung Deathrock und Riot Grrrls. U.X.A. selber konnten davon nicht mehr profitieren, sie verschwanden zu schnell von der Bildfläche.

Die Entstehungsgeschichte des Albums ist unübersichtlich. Eine erste Version nahm die Band 1979 auf (weshalb 2019 der eigentliche runde Geburtstag ist), 1980 folgte eine Vorab-Veröffentlichung des Albums auf Posh Boy in einem schlichten Pappkartonumschlag mit eingeprägtem Titel. Das offizielle Album mit dem bekannten Artwork und Textblatt erschien dort erst 1981. 1990 und 2004 gab es Wiederveröffentlichungen auf Get Back Records. 1983 waren U.X.A. Geschichte. De De gründete darauf die DE DE TROIT BAND, und später DE DE TROIT AND THE COTTON PONYS. 1995 suchte sie sich mit Dasher von den DICKIES und Suzi Homewrecker Verstärkung für eine Reunion von U.X.A., wobei die Single „United X-Mass Of America“ sowie der zweite Longplayer „Tree Punks At Real School“ entstanden.

De De Troit übernahm nach der Musik einige kleinere Rollen im TV, unter anderem in der Serie „Star Trek: Enterprise“ und dem Kurzfilm „Death Dream“ (2017). Ähnlich wie Exene Cervenka sucht sie ihr Heil heute in der Spiritualität statt in der Realität und wurde überzeugte Christin.