TURBO A.C’S

Radiation

Im September 2017 wurde Puerto Rico, östlich der Dominikanischen Republik gelegen, im Abstand von zwei Wochen von zwei Hurrikans getroffen, die massive Zerstörungen zur Folge hatten. Auch das „Revolution Pizza“-Restaurant von THE TURBO AC’S-Frontmann Kevin Cole in Luquillo im Osten von Puerto Rico wurde schwer beschädigt.

Seine New Yorker Bandkollegen und Freunde weltweit organisierten daraufhin eine Spendenkampagne, um die wirtschaftliche Existenz von Kevin und seinen Angestellten zu retten, schnell kamen 10.000 Dollar zusammen, von denen Kevin sich unter anderem einen Generator kaufen konnte.

Mit dem konnte er einerseits in seinem Surferstrandrestaurant wieder Pizza backen, zum anderen am überfälligen neuen Album seiner 1995 in New York City gegründeten Band arbeiten. Kevin erzählt dazu: „Ich habe den Generator zum Studio gefahren, damit wir Strom hatten zum Aufnehmen, haha.

Das war echt ein abgefahrenes Erlebnis ... Ich kann einfach nicht stillsitzen, ich muss immer irgendwas tun. Mich um die Platte zu kümmern, das half mir, mit dem ganzen anderen Scheiß klarzukommen.

Es kann echt frustrierend sein, wenn du zur Untätigkeit verdammt bist, nicht mal telefonieren kannst, wenn du stundenlang in der Gegend herumfährst, um Zutaten zum Pizzabacken aufzutreiben, und da hat es mir geholfen, Musik machen zu können.“ Ein Album also, das unter enorm erschwerten Bedingungen entstand, aber natürlich trotzdem größtenteils in NYC eingespielt wurde, wo der Rest der Jungs wohnt.

Überfällig war „Radiation“ sowieso, der Vorgänger „Kill Everyone“ kam tatsächlich schon 2011. In der Zwischenzeit waren Kevin und Co. aber natürlich dennoch jährlich in Europa und speziell in Deutschland unterwegs, wo sie seit frühen Bandtagen schon eine treue Fanbase haben.

Sieben Jahre, in denen ändert sich vieles, bei Kevin war es ein folgenreicher Umzug, Bandmitglieder kamen und gingen, doch es blieb der „markentypische“ Sound, der sich – siehe hier im Heft Kevins Liste von fünf Alben, die man kennen muss, um zu verstehen, woher seine Band kommt – folgerichtig zwischen AC/DC, GBH, MISFITS, THE CRAMPS und THE VENTURES verorten lässt.

Alles wie immer und doch auch anders, siehe etwa das quasi-akustische „Bottom“ (ist das eine Ukulele?). Ein bisschen diverser wirkt „Radiation“, auf dem aber auch Smasher wie „Get up“ oder das hymnische „All alone“ weiterhin ihren Platz haben.

Etwas seltsam ist der Beginn mit dem schrägen Coversong „I’m so proud“ (singt da ein besoffener Obdachloser ...?), gefolgt von einem weiteren Cover, „High on the beach“ von Lana Del Rey. Und das Cover? Wie so oft eine hübsche Frau, im Hintergrund allerdings ein Feuerball – ein Atompilz wäre angesichts des Titels passender gewesen.

Alles wieder gut in Coleland? Fast.