DEVIL IN MISS JONES

Cliffhanger

Zerstöre, was du liebst: Die Dummen unter den Sammlern sind jene, die der „mint condition“ des Gegenstands ihrer Sammelleidenschaft das Interesse für die Musik opfern. In einem perfiden Designschachzug hat Gregor von Sounds Of Subterrania diesmal der „Cliffhanger“-10“ von THE DEVIL IN MISS JONES eine Verpackung kredenzt, die schon beim ersten Griffkontakt stutzen lässt: irgendwie zu schwer und zu dick ist sie.

Und zieht man die 10“ dann heraus, ist die Hülle immer noch zu schwer und zu dick. Irgendwas ist da drin, nur: aufklappen lässt sich nichts mehr. Ein kurzes Zögern, dann siegt die Neugier und ich trenne die obere Klebekante vorsichtig auf, was nicht ohne Zerstörung möglich ist.

Und dann der Wundertüteneffekt: Da ist noch was drin, ha! Eine nur mit Hüllenzerstörung erreichbare 7“ lässt sich herausfingern, darauf die Extra-Songs „Downstroke rock’n’roll“ und „Kängaroo“.

Macht somit insgesamt acht Songs auf diesem Mini-Album, das aber letztlich Albumlänge erreicht – es ist das erste der Band um EA80-Martin seit „Headbanger“ von 2001. Die Band tritt zwar selten auf, tut das aber letztlich erheblich mehr, als sie Platten veröffentlicht.

Und die Aufnahmen hier stammen, warum auch immer, schon aus dem Jahr 2013, wurden 2017 vom kurz darauf verstorbenen Guido Lucas gemischt. Ebenfalls tot: Sam (eigentlich Nils Koppruch), von dem das (Cover-)Artwork stammt.

Und die Musik? Martin Kirchers Gitarre und sein Gesang sind unverkennbar und unübertrefflich, aber ohne die drei anderen Ms wäre das nicht THE DEVIL IN MISS JONES, die seit 1991 schon (Auf der Inlaycard steht „THE DEVIL IN MISS JONES 1991-2018“ – was mag das bedeuten ...) wütend noisigen Garage-Rock spielen und es erfolgreich schafften, immer unter dem Radar zu bleiben.

Mein Hit: „Downstroke rock’n’roll“. Weitermachen, bitte.