ROMANS

Sexueller Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche ist ein globales Problem und bekommt seit Mitte der 1990er Jahre endlich größere öffentliche Aufmerksamkeit. Dennoch wird sexueller Missbrauch weiterhin von Vertretern der Kirche systematisch vertuscht und die Schuld der Täter relativiert, zumal auch lange keine strafrechtliche Verfolgung der Täter stattfand.

Weswegen auch viele Opfer erst nach Jahrzehnten ihre traumatischen Erlebnisse öffentlich machten und über dieses Tabuthema zu reden begannen. Bereits 2015 musste sich im spirituell angehauchten Spielfilmdebüt „The Pyramid Texts“ der Shammasian Brothers Ludwig und Paul ein alter Boxer Gefühlen wie Schmerz, Angst und Bedauern stellen, die tief in seinem Inneren verborgen waren.

Im Mittelpunkt von „Romans“ steht der von Orlando Bloom („Fluch der Karibik“, „Herr der Ringe“) gespielte Arbeiter Malky, der in seiner Heimatstadt beim Abriss der örtlichen Kirche mithelfen muss, in der er als Zwölfjähriger von einem Priester sexuell missbraucht wurde.

Dadurch kommt dieses verdrängte Kindheitstrauma wieder an die Oberfläche und Malky muss sich mit widersprüchlichen Gefühlen auseinandersetzen, die zu gewalttätigen Ausbrüchen gegen andere und sich selbst führen.

Schließlich wird er auch noch mit dem Priester konfrontiert, der dafür verantwortlich war. Wer den Briten Bloom bisher nur aus seinen großen Blockbustern kannte, wird überrascht sein über die rohe Intensität, mit der er hier einen von extremer Seelenqual aus seinem Alltag gerissenen Menschen spielt, der verzweifelt nach Wegen sucht, diese zerstörerische Kraft zu verarbeiten.

Der packend inszenierte und auch visuell hochinteressante Film verspielt leider am Ende mit seiner banalen und äußerst verlogen wirkenden christlichen Botschaft von Vergebung viel von seiner vorherigen Überzeugungskraft.