DIE REISE DES MARCEL GROB

Philippe Collin, Sébastien Goethals

Als Phillippe Collin nach dem Tod seines elsässischen Großonkels dessen SS-Soldbuch entdeckt, beschließt er nachzuforschen, aus welchem Grund ein ihm als ausgesprochen gutmütig bekannter Mensch Teil einer kaltherzigen, massenmordenden Truppe gewesen sein könnte.

In Zusammenarbeit mit Zeichner Sébastien Goethals entstand daraus schließlich die Graphic Novel „Die Reise des Marcel Grob“. Sie erzählt von der Zwangsrekrutierungspraxis von Elsässern und Lothringern ab dem Jahr 1942, um die durch hohe Verluste an den Fronten zunehmend von personellen Engpässen konfrontierten Reihen der Waffen-SS wieder aufzufüllen.

Um seiner Familie Vergeltungsmaßnahmen der Nazis zu ersparen, wird auch Marcel Grob Teil dieser in Frankreich als Malgré-nous („gegen unseren Willen“) bekannten Gruppe. Nicht nur Franzosen, auch andere ethnische Minderheiten mit deutschen Wurzeln außerhalb des ursprünglichen Deutschen Reichs wurden Opfer dieses Vorgehens.

Insgesamt dominiert das Gefühl von Ohnmacht und Entsetzen, schwierig wird das insbesondere dann, wenn Collin seinen Onkel Grob und dessen Malgré-nous-Kollegen nur allzu passiv darstellt, mehr als Befehlsnehmer denn als Täter, die sie ja, wenn auch unter Zwang, letztlich doch waren.

Die „Wir hatten einfach Angst“-Argumente kennt man in Deutschland ja bereits. Dennoch ein gewinnbringender Beitrag zu einem hierzulande eher unbekannten Teilbereich deutsch-französischer Geschichte.

Fundierte Hintergrundinformationen bietet das historische Dossier des Nationalsozialismus-Experten Christian Ingrao, der die Geschichte der SS kompakt zusammenfasst und deren Mythos als Eliteeinheit in Frage stellt.