MICHALE GRAVES

Punk-Rock Is Dead CD

Durch Bands wie BLITZKID, THE OTHER, THE SPOOK und so weiter ist Horrorpunk heute zu einem ernst zunehmenden Genre geworden und hat weltweit eine gewisse Popularität im Underground erreicht. Und siehe da: Mit dem Erfolg kriecht jemand aus der Versenkung, der noch vor nicht allzu langer Zeit tönte, dass "Horror ja total lahm sei", und der sich lieber am ach so rebellischen "Alternative Metal" versucht hat: Michale Graves ist zurück! Nun hat genau jener Michale Graves seit seinem Rausschmiss bei den MISFITS nicht gerade durch musikalische Glanztaten auf sich aufmerksam gemacht, sondern durch rechts-konservative Aussagen, die nur dem Hirn eines kompletten Vollidioten entsprungen sein können.

Kein Wunder, dass das Label des Sängers eine Rezensions-CD für das Ox erstmal verweigerte und einem Interview nur zustimmen wollte, wenn es darin nicht um Politik ginge. Doch nicht mit uns, liebe Marketing-Strategen, denn im Ox wird Tacheles geredet.

Und wenn ein Bush-Supporter, US-Marine und Ultra-Patriot Musik macht, dann gehört das nicht nur in ein Interview, sondern auch in eine Rezension. Schließlich ist Kunst meist der Ausdruck einer gewissen Geisteshaltung.

Zurück also zu vorliegender CD: Da Graves natürlich völlig unzufrieden damit ist, dass er sich als Nationalist in der Punkrock-Szene zur Wehr setzen muss, nennt er sein Album kurzerhand "Punk-Rock Is Dead" und legt im Titeltrack eine Johnny Rotten-Parodie hin, wie sie schlechter kaum sein könnte.

Warum? Um zu zeigen, was für ein großer Punk-Outlaw er selbst ist. Dazu passen die selbstherrlichen Lyrics, wie sie auch von den BÖHSEN ONKELZ nicht dumpfer dargeboten werden: "I'm your icon, beautiful monster ...

tear down your ignorance ... you're all the same, Oh so pretty with your pink hair ... fuck you! You're useless, herded sheep, And you're never gonna get me ... cause you're all frauds". Aha, Punkrock ist tot, weil keine anderen Meinungen zugelassen werden.

Punkrocker sind außerdem alles Mitläufer. Ein Anhänger der konservativen Mehrheit und Unterstützer des Irak-Kriegs ist dagegen laut unserem Redneck-Poeten ein Freidenker. Nein, lieber Herr Graves, wir lassen uns nicht einfach so mit Doppelmoral kommen.

Andere Meinungen werden zugelassen, aber Nazis haben trotzdem keinen Platz im Punk. Und die vielen Stimmen gegen Michale Graves und seine Ansichten zeigen sehr deutlich, dass "Punk-Rock" alles andere als tot ist.

Über den Rest des Albums lohnt es sich übrigens den Mantel des Schweigens zu breiten. Ein paar gute Ansätze, die an die schwächsten Momente auf dem letzten regulären MISFITS-Werk "Famous Monsters" erinnern, sind erkennbar, ansonsten quäkt sich der abgehalfterte Sänger mit schiefer Stimme durch sein Werk.

In einem Monat sei das Album geschrieben und aufgenommen worden, behauptet Michale Graves stolz im Booklet. Auch ohne diese Hinweise wäre das an den 08/15-Riffs, den uninspirierten Gesangslinien und den belanglosen Refrains für jeden zu bemerken gewesen.

Immerhin das Cover von "Punk-Rock Is Dead" lag bestimmt seit den seligen 80ern im Keller einer Thrash Metal-Kapelle, die es doch etwas zu stumpf fand, um es wirklich zu benutzen. (02/10)