SLADE

The Very Best Of ... DVD

Die Siebziger vor Punk waren schon rein optisch eine Katastrophe. Wenn es dafür eines Beweises bedarf, dann bekommt man den auf dieser DVD: SLADE (Donald Powell, Drums, David Hills, Bass, Jim Lea, Geige/Gitarre, und Noddy Holder, Gesang und Gitarre) spielen "Coz I luv you", und Basser David läuft in einem orangenen Overall herum, Geiger Jim macht einen auf Romantik-Look, während Holder, der ja immer durch exquisite Kopfbedeckungen von sich reden machte, eine riesige Schiebermütze auf dem Kopf hat und dazu die Afro-Version von Koteletten trägt.

Das sieht so scheiße aus, das geht dermaßen überhaupt nicht. Dabei ist der Look der frühen SLADE von Anfang der Siebziger noch Gold gegenüber dem, den sie sich zwei, drei Jahre später zugelegt hatten, etwa beim "Top Of The Pops"-Auftritt von Ende 1973: Plateausohlen und ein Look, der eher was von einem Schmetterling hatte.

Ja, Glam-Rock war ein optisches Verbrechen, und doch waren SLADE damals für viele die Einstiegsdroge in Sachen Punkrock, denn die Musik der Band aus den Midlands war schon ziemlich, äh, wild, ihr Auftreten sehr extrovertiert und Songs wie "Cum on feel the noize", "Mama weer all crazee now" oder "Gudbuy T'Jane" (man beachte die eigenwillige Schreibweise - crazee!!) waren nicht gerade Mainstream, sondern aggressiv und versprühten den Geist von Teenager-Revolte.

Das wiederum kann man zwar vom bis heute immer wieder gerne im Dezember gespielten "Merry X-mas everybody" nicht behaupten, doch der hier enthaltene "TOTP"-Mitschnitt ist auch ordentlich trashig.

Demgegenüber wirken die weißen Kostüme im Clip zu "Far far away", das 1974 in den Charts war, richtig langweilig, aber dafür ist der Song auch 32 Jahre später noch grandios. Beinahe schon punkrockig wirkt da "Give us a goal" von 1978, einem Fußballsong, für den die Band optisch aber von Mützen und Schal mal abgesehen doch schon recht punkig aussieht, mit Lederjacken und Jeans.

Schlechter war da dann schon, was SLADE in ihrer zweiten Karriere in den Achtzigern aufnahmen, "My oh my" von 1983 und "Run run away" etwa. Damit lernte ich die Band kennen, und warum auch immer, ich kaufte die Singles.

Besser wurden SLADE danach jedenfalls auch nicht mehr, aber diese Best-Of-Zusammenstellung hat auf jeden Fall ihren Reiz, gerade was die Klassiker aus den Siebzigern anbelangt. Dazu gibt's noch Ausschnitte aus der TV-Sendung "Set Of Six" und diversen Bonuskram, macht 28 Songs und 104 Minuten Spielzeit.

(07/10)