FARIN URLAUB RACING TEAM

Die Wahrheit übers Lügen

Ich kann gar nicht wirklich erläutern, was mich an Farin Urlaub und seiner Musik so fasziniert, Fakt ist, dass ich dem Mann Dinge abkaufen würde, die ich sonst nicht mal geschenkt haben wollte. Ein Beispiel: Mache ich normalerweise bei so ziemlich jedem Song, der nach Reggae, Ska oder seinen diversen Abarten klingt, sofort dicht, kann ich mir ein von Farin Urlaub stammendes Dancehall(!)-Stück wie „Insel“ nicht nur anhören, nein, ich finde das sogar super.

Blindes Fan-Sein kann es nicht sein – frag mich, und ich liste dir einige Stinker auf, die er verbrochen hat – es wird also an seiner Stimme, an seinen Texten liegen oder an seiner Art, einen Song zu schreiben und umzusetzen, dass er mich immer wieder einzufangen vermag.

Meinen momentan musikalischen Vorlieben nach dürfte mir „Die Wahrheit übers Lügen“ gar nicht gefallen: zu beschwingt, zu verliebt, zu ... ja, weich klingt Farin Urlaubs drittes Solo-Album (was gewisse Urlaub’sche Bösartigkeiten aber natürlich nicht ausschließt), auf dem erstmals das gesamte bisher nur als Live-Unterstützung agierende Racing Team inklusive Bläser und Background-Sängerinnen zu hören ist – so wirklich „solo“ ist das hier also nicht mehr.

„Die Wahrheit übers Lügen“ kann man eventuell als eine Art Antithese zum düsteren und „brettigen“ Vorgänger „Am Ende der Sonne“, sehen, als stringenter als die (fantastische) Ansammlung diverser Stile und Ideen auf „Endlich Urlaub“ (laut Farin Urlaub ist die Aufteilung von „Die Wahrheit übers Lügen“ in eine große Rock- und eine kleine Nicht-soviel-Rock-Platte genau diesem Ziel geschuldet), am Ende bin ich aber einfach überrascht, wie es der Kerl schafft, mich neben seinen gewohnt großartigen (Punk-)Rock-Songs mit Musik zu begeistern, die so gar nicht meine ist – und davon gibt es hier eine ganze Menge.

Verrückt.