NACHTMYSTIUM

The World We Left Behind

Man bekommt anhand der gefauchten Songtexte eine ungefähre Vorstellung davon, mit welchen inneren Dämonen Blake Judd in den letzten Jahren zu kämpfen hatte. Letztendlich brachte seine Drogensucht den erst 32-jährigen im Oktober 2013 wegen Diebstahls für kurze Zeit hinter Gitter, er fehlte hörbar beim dritten TWILIGHT-Album und die vor 14 Jahren gegründeten NACHTMYSTIUM sind jetzt Geschichte.

Das siebte Album „The World We Left Behind“ soll also definitiv das letzte sein. Aufgenommen wurde es auch bereits 2013, in einem anderen Line-up zwar als der Vorgänger „Silencing Machine“ von 2012, aber ziemlich genau daran anknüpfend.

Die Produktion ist nicht ganz so verwaschen und die Elektronik dezenter, ansonsten bleibt es aber bei vielen traurigen Melodien und deathrockigem Gestampfe, verdunkelt durch Black-Metal-Atmosphäre, die sich natürlich auch, aber selten in Raserei freisetzt.

Hier und da erwecken manche Textzeilen aber sogar den Eindruck, dass sich Judds Hass mal nicht gegen sich selbst, sondern nach außen richtet. Und es gibt Hoffnung: Zwar bleiben NACHTMYSTIUM, deren Karriere der nach eigener Aussage jetzt cleane und geläuterte Judd als mitverantwortlich für seine Misere sieht, tot – ein Coveralbum ist noch angekündigt –, er will aber mit seinem Projekt HATE MEDITATION weitermachen.

Eventuell wird er dessen bisher noch sehr rohen und rauhen, obgleich von Judds intensiver Melancholie geprägten Black Metal ja eine ähnliche musikalische Entwicklung nehmen lassen wie NACHTMYSTIUM.

Hoffen wir, dass Judd dieses Mal psychisch besser damit klarkommt. Über seine Musik brauchen wir uns dagegen keine Sorgen machen, der Mann hat nunmal etwas von einem Genie an sich.