HUMMINGBIRD

Prisoner

Duos hat man immer Verdacht, letztlich etwas reduzierte Musik zu machen, doch dass hinter HUMMINGBIRD wirklich nur Cedric Chauvert (Drums, Percussion) und Sylvain Arnaux (Gesang, Gitarre, Keybord, Bass) stecken, hätte ich nicht vermutet.

Live freilich dürfte es mindestens zwei weiterer Personen auf der Bühne bedürfen, um den hypnotischen, druckvollen, dichten Sound rüberzubringen. Das Duo kommt aus Nîmes in Südfrankreich, Arnaux ist außerdem Frontmann von CLAN EDISON, und was HUMMINGBIRD hier zelebrieren, hat rein gar nichts von der schwerelosen Fragilität eines Kolibri, wie ihr Name vielleicht suggerieren könnte.

Untermalt von filigranen, flächigen Synthie-Sounds trägt Arnaux mit rauher, intensiver Stimme – nicht ganz an Nick Cave dran, aber doch nahe – seine meist englischen Texte vor, getrieben von dunklen Beats und Musik, die mich immer wieder an den psychedelischen Rock der leider fast vergessenen MULTICOLORED SHADES erinnert, aber auch mal – auch wenn im Grunde weit entfernt – an SUICIDE, und sowieso an Meister Cave und seine BAD SEEDS.

Ein düsteres Meisterwerk, ein Album wie eine warme Sommernacht unter einem endlosen Sternenhimmel, genossen mit großen Mengen Rotwein. Für mich die ergreifendste Musik, die ich seit langem gehört habe.