SNUFF

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Irgendwas Italienisches

Normalerweise brauchen SNUFF ewig für ein neues Album, aber in Pandemiezeiten ging manches auch schneller, und so ist jetzt in Kooperation von Sänger und Drummer Duncan Redmonds’ 10 Past 12-Label und Sbäm aus Österreich „Crepuscolo Dorato Della Bruschetta Borsetta Calzetta Cacchetta Trombetta Lambretta Giallo Ossido, Ooooooh Così Magnifico!“ erschienen, der neue Longplayer der 1986 in London gegründeten Band. Die waren ab Ende der Achtziger zusammen mit LEATHERFACE prominente Vertreter einer neuen, anderen britischen Punk-Szene, die sich stilistisch und in Attitüde deutlich von den Pionieren der Siebziger und frühen Achtziger unterschieden. Dreißig Jahre später sind SNUFF nach zwei kurzen Pausen immer noch dabei mit ihrem markanten, melodiösen Sound, und einmal mehr stand uns Duncan als einzig verbliebenes Urmitglied Rede und Antwort. Das Line-Up von SNUFF 2022 ist Duncan Redmonds (voc, dr), Loz Wong (gt), Dan Goatham (bs), Lee Murphy (org) und Oli Stewart (tromb). Duncan ist zudem seit geraumer Zeit Schlagzeuger bei den TOY DOLLS.

Duncan, wie war doch gleich noch mal der Titel eures neuen Albums ...?

Oh, wenn ich mich erinnern kann ... Äh ... ich habe den schon Monate nicht mehr gelesen, hahaha. „Lambretta Bruschetta ...“ und so weiter. Das war Unsinn, spontan erfunden.

Hahaha! Also er lautet „Crepuscolo Dorato Della Bruschetta Borsetta Calzetta Cacchetta Trombetta Lambretta Giallo Ossido, Ooooooh Così Magnifico!“
Ah, jetzt fällt es mir wieder ein. Das sind die goldenen Strahlen einer Lambretta. Ich hatte mal eine.

Deshalb also auch das Bild einer Lambretta auf eurem Cover?
Das Artwork ist von unserem Posaunisten Oli. Und ja, es soll eine Innocenti GP 200 sein, so eine hatte ich mal 1988/89. Ich musste sie verkaufen, weil ich sie nicht mehr instand halten konnte. Ich konnte die nicht selbst reparieren. Und ja, ich würde gerne wieder eine GP 200 haben. In Marineblau! Ich schätze, die wird zwischen 5.000 und 10.000 Pfund kosten im Originalzustand. Das Cover ist also ein Ausdruck purer Nostalgie.

Dazu kommt dann noch das „Mod Target“ als farbige Hinterlegung, dazu das schwarz-weiße Karoband – alles sehr klassische Motive.
Es musste einfach sein. Ich war in den Achtzigern ein Scooterboy. Punk und Ska waren immer schon meine Sache, wobei Punks und die Mods damals nicht miteinander klarkamen. Obwohl es musikalisch da durchaus Überschneidungen gab, Ende der Siebziger und Anfang der Achtziger, gerade mit dem Highspeed-Mod-Revival. Ich fuhr immer schon gerne Motorroller und mochte die Mod-Musik, auch wenn ich mich nicht so anziehen konnte.

Was bist du für ein Jahrgang?
Ich bin 57, ich bin 1964 geboren, in einem „Mod-Jahr“.

Dann warst du für das Mod-Revival der späten Siebziger Jahre noch nicht alt genug, oder?
Ich mochte einiges davon, aber nicht alles. Ich mochte es, weil die Musik schnell und energiegeladen war und ich vorher viel Rock gehört hatte. Und dann kam die Soulmusik dazu, als ich anfing, die Scooterboy-Sachen zu hören. Aber ich bin glücklich mit der Zeit, in die ich hineingeboren wurde. Ich bereue also nicht, dass ich nicht die ursprüngliche Mod-Zeit miterleben konnte, sondern bin froh, mit Punk, Metal und Rock aufgewachsen zu sein. Ich bedaure, dass ich ein paar Punk-Gigs nicht mitbekommen habe, weil ich noch zu klein war. Mit 12 Jahren ging das einfach noch nicht. Ich bereue es, mit 14 nicht THE CLASH gesehen zu haben. Und ich bereue auch ein bisschen, die Northern-Soul-Szene nicht aktiv miterlebt zu haben, denn ich liebe Northern Soul bis heute. Damals erschienen jede Woche Platten mit unglaublichen Klassikern. Da nicht mal im Wigan Casino gewesen zu sein ... das bedauere ich. Ansonsten bin ich zufrieden mit dem, was ich erlebt habe.

Andererseits war die Musik unserer Teenagerzeit ja vielleicht gut, aber wir waren in der Pubertät, und mit 14, 15, 16 haben nicht unbedingt alle die beste Zeit ihres Lebens.
Ich hatte damals gute und schlechte Tage und habe als Vater selbst vier Kinder durch die Teenagerzeit gehen sehen – es ist eine harte Zeit. Aber deine Erinnerungen an die Musik werden immer damit verbunden sein. Du hörst also sozusagen deiner Vergangenheit zu, nicht der eigentlichen Musik. Es fasziniert mich immer wieder, wie ein Lied einen Moment einfangen kann und du das dann auf ewig miteinander verbindest. Wenn du einen schrecklichen Moment in deinem Leben hattest und dabei ein Lied gehört hast, bleibt diese schlechte Erinnerung hängen, egal, wie gut das Lied ist. Ja, und andersherum kann es auch sein. Und so ist es auch bei mir mit den Rockbands meiner frühen Jugend und dann später als Teenager mit den Punkbands. Irgendwann wird es einfach deine Geschichte. Weshalb ich bis heute Probleme habe, mich mit den musikalischen Helden meiner Teenagerjahre zu unterhalten, wenn ich sie treffe. Ich kann überhaupt nicht sprechen! Oh meine Güte, da sind meine Helden! Ich habe auch Helden, die ich mit Mitte zwanzig feierte, da habe nicht das gleiche Gefühl. Ich kann einfach auf die zugehen und mit ihnen reden. Aber die aus meiner Teenagerzeit? Das werde ich nervös. Leute wie Wattie von THE EXPLOITED oder Colin von GBH – oh mein Gott! Wenn diese Bands nicht mit meinen Teenagerjahren zusammenhängen würden, würde ich einfach hingehen und mit denen reden. Hilfe! Panik! Da ist einer von den ADICTS! Und dann kommt Fat Mike von NOFX um die Ecke und wir plaudern wie alte Freunde, hahaha.

Sprichst du mit deinen Kindern über Musik? Reden sie mit dir über Musik?
Musik ist etwas total Subjektives. Was dir also gefällt, kann jemand anderes hassen. Es bedeutet nicht, dass du recht hast oder dass die oder der andere falsch liegt. Als sie klein waren, hörten sie die Musik, die ich hörte, aber dann kommen sie in ein bestimmtes Alter, so wenn sie zehn Jahre alt sind, und dann ist nur noch wichtig, was ihre Freunde hören. Heute mögen alle vier ganz unterschiedliche Musik. Die Jüngste hörte derzeit die neueste Dance-Musik mit Rap-Einlagen, keine Ahnung, wie sich das nennt. Es hört sich eigentlich ganz gut an. Ja, wir reden über Musik, aber die finden selbst, was ihnen gefällt. Und als Teenager durchlaufen sie dann verschiedene Phasen. Eine Band, die sie vor einem Monat mochten, behaupten sie jetzt überhaupt nicht mehr zu kennen. Das ist okay. Früher habe ich gehofft, dass sie die Musik mögen, die ich mag, aber ich habe bald gemerkt, dass sie sich ihre eigene Meinung bilden. Wir haben also keine wirklich tiefgreifenden Diskussionen über Musik. Meine Jüngste ist 16, der Älteste ist 26, die leben in ihrer eigenen kleinen Welt.

Interessieren sie sich für deine musikalische Welt? Ich meine, die Musik ist dein Leben. Hören sie sich deine Musik an?
Mal so, mal so. Die kommen schon mal zu unseren Auftritten und dann sind sie auch mal beeindruckt, dass da Leute sind, die zur Musik von Daddy tanzen und sich amüsieren. Das gibt mir ein bisschen Auftrieb. Und ja, sie hören sich meine Musik auch mal an, aber mal ehrlich: Würdest du dir die Musik deines Vaters anhören wollen? Von daher: mehr als ab und zu mal ein Konzert von mir interessiert die nicht.

Das letzte Interview, das wir geführt haben, war Ende 2019. Und damals hatte es sechs Jahre gedauert, bis du ein neues Album mit SNUFF gemacht hattest. Jetzt waren es nur noch zwei Jahre. Was ist passiert?
„5-4-3-2-1-Perhaps?“ von 2012 war das erste Album seit 2004 gewesen, und ja, das hatte ein paar Jahre gedauert. Und dann kam 2019 „There’s A Lot Of It About“, und irgendwie waren diese langen Abstände der Dynamik geschuldet zu versuchen, alle von der Band an einem Ort zu versammeln und die Dinge in Gang zu bringen. Die Leute haben unterschiedliche Arbeitszeiten und unterschiedliche Zeitpläne. Unser Bassist Lee verließ uns und wir bekamen mit Dan einen neuen Bassisten. Ich musste irgendwann einfach akzeptieren, dass die Band ein sich veränderndes Wesen ist. Seit zwanzig oder sogar dreißig Jahren versuche ich, die Band fünfköpfig oder mindestens vierköpfig zu halten. Idealerweise ist SNUFF fünfköpfig, aber in solchen Phasen waren wir einfach zu langsam, weil jeder sein eigenes Ding gemacht hat und so viele Leute kaum mal zusammenzubekommen waren. Da war ich dann schon so weit, dass ich mir dachte, gut, dann sind wir eben ein solides Dreiergespann und schauen, wer wann wofür zusätzlich dazukommt. Und als ich das kapiert hatte, machte das einen großen Unterschied aus. Wir haben unsere Ideen entwickelt und gut zusammengearbeitet. Und dann, als wir es gerade so geschafft hatten, ein paar Stücke fertigzustellen, kam die Pandemie ... Aber wir haben es trotzdem geschafft, ein Album zu machen, weil wir als Trio eben mobiler sind und öfter proben können.

Das Trio, das sind Loz, Dan und du, korrekt?
Genau. Und der vierte auf dem Foto ist Oli, der Posaune spielt. Das Problem: Er lebt auf der Isle of Eigg, einer kleinen Insel im Westen von Schottland. Für ihn ist es also immer schwer, zu uns zu stoßen. Er hat da einen kleinen Hof, das ist voll der Wikinger-Typ. Aber weiter weg von London als er kann man innerhalb des UK kaum leben, hahaha. In letzter Zeit hat aber auch mal mein Bruder bei uns mitgespielt, Dave Redmonds. Vor zwei Jahren, kurz vor dem Lockdown, haben wir in Ipswich gespielt und er und seine Tochter machten bei uns mit, wir hatten also eine dreiköpfige Bläsergruppe an dem Abend. Es war unglaublich. Mit Saxophon und zwei Posaunen kannst du unglaubliche Harmonien zaubern. Das fühlte sich an wie DEXYS MIDNIGHT RUNNERS. Leider haben die beiden nicht immer Zeit, wenn wir spielen. Deshalb also stehen wir mal als Trio und mal als Sextett auf der Bühne. Essenziell ist dieser Kern von drei Leuten, damit können wir immer einen guten Gig spielen. Sorry, das war eine langatmige Antwort auf deine Frage, warum so schnell eine neue Platte kam.

Eine gewisse Enttäuschung schwingt fanseitig natürlich trotzdem mit, wenn ihr nur zu dritt auf die Bühne kommt. Die Hammond-Orgel und die Bläser sind schon ein markanter Teil des SNUFF-Sounds.
Das verstehe ich. Und wenn ich könnte, wenn wir könnten, würde ich bei jedem Auftritt mit einem kompletten Sechser-Line-up auf die Bühne gehen. Ich mag diese „Wall of Sound“ ja selbst. Aber wie ich eben schon sagte, es ist eben nicht immer möglich.

Wie hast du als Musiker die Corona-Pandemie finanziell überlebt?
Eigentlich ganz gut. 10 Past 12 Records Ltd. ist meine Firma, und ich werde von meiner Firma bezahlt. Und die Firma bekam Unterstützung. Zum Glück hat sich mein Steuerberater um all das gekümmert. Und so wurde ich offiziell in bezahlten Urlaub geschickt. Auch wenn ich nicht so viel verdiente wie sonst, kam immer noch was. Ich war also nicht völlig aufgeschmissen. So konnte ich einfach dasitzen und Songs schreiben. Das war die angenehme Seite des Ganzen. Die schlechte Seite war, dass deine Tage an Struktur verlieren, wenn du nicht deinen üblichen Beschäftigungen nachgehst, wenn du dich nicht auf einen Gig vorbereitest, wenn kein Soundcheck ansteht. Finanziell ging es mir also ganz gut, aber was mir wirklich gefehlt hat, war die Zusammenarbeit mit anderen Leuten und der persönliche Austausch von Ideen. Und vor allem: das Singen! Und meine Stimme trägt sehr weit, glaub mir. Die Kinder haben mich schon davon abgehalten, zu Hause Karaoke in ordentlicher Lautstärke zu singen. „Dad, du kannst nicht so laut singen!“ Wenn du einen Song schreibst, musst du die Tonhöhe aber wirklich treffen und kannst dir die Melodie nicht nur im Kopf vorstellen. In so einer Situation kommt es vor, dass ich ein paar Minuten lang aus voller Kehle schreien muss. Aber daran haben weder meine Kindern noch die Nachbarn Spaß ... Ich vermisste also die Möglichkeit, einfach in den Proberaum zu gehen und körperlich zu arbeiten.

Bei meiner Recherche für dieses Interview bin ich darauf gestoßen, dass die SNUFF-Songs bei Spotify so im Schnitt ein paar zehntausend Plays haben. „Dippy egg“ vom 2019er Album „There’s A Lot Of It About“ hat über eine Million Plays. Hast du eine Idee, wie das kommt?
Ich weiß nicht, was mit dem Song passiert ist, abgesehen davon, dass ich stolz auf ihn bin und er jedes Mal, wenn wir den gespielt haben, gut angekommen ist. Sogar Leute, die ihn noch nie gehört haben, tanzen bei dem plötzlich und ich frage mich: Was ist hier los? Normalerweise reagieren die Leute nicht so stark auf neue Songs, die wollen lieber die alten hören. Auf „Dippy egg“ sind die Reaktionen live aber immer gut. Das macht einen alten Mann sehr glücklich.

Sprechen wir mal über das neue Album. Am Ende von „One of these days“ versteckt sich als Zitat etwas von „Auld Lang Syne“, oder?
Ja. Wir haben das absichtlich gemacht, es ist eine Art Parodie.

Und was hat es mit dem Titel „Green glass chippings“ auf sich?
Bis heute wird in England auf alten Friedhöfen, speziell den viktorianischen, die Oberseite des Grabes mit grünen Glassplittern bedeckt. Daher kommt der Titel.

So werden also die alten, zerschlagenen Bierflaschen entsorgt ...
Hehehe, zumindest die aus grünem Glas, Heineken etwa. Nein, es ist eine alte viktorianische Tradition, die manche Leute bis heute fortführen.

Deshalb ist es immer interessant, nach Songtiteln zu fragen. Was hat es mit „Small Fwav“ auf sich?
Es geht da um Nostalgie. Ich erinnere mich darin, wie ich damals in den Mod-Club in Shepherd’s Bush ging. Ich fuhr da mit meinem Scooter hin, da war ich Anfang zwanzig.

Generell gibt es auf dem Album eine Menge – vermeintlicher? – Lebensmittelreferenzen. Über den Titel haben wir schon gesprochen. Ein Song heißt „Barba gelata“, einer „Lemon curd“, ein weiterer „Fish and Chips“.
„Barba gelata“ hat ehrlich gesagt nichts mit Eiscreme zu tun, das heißt „Gefrorener Bart“. Das Stück hat ein Heavy-Metal-Riff und geht auf eine Idee von Loz zurück, der ist verrückt nach Radfahren. Barbagelata ist ein Pass in Italien und das hat was mit Loz’ Fahrradfanatismus zu tun. „Fish and Chips“ ist eine Art kleiner Seitenhieb darauf, was es bedeutet, Engländer oder Brite zu sein, das war meine Inspiration für dieses Lied. Da bist du schnell beim Klischee von Fish and Chips und Tee. Und wenn du dann fragst: „Woher kommt das eigentlich alles?“, dann stellst du fest, eigentlich kommt nicht viel von hier. Es ist nur so, dass wir es als unser Eigenes beanspruchen. Eine Tasse Tee ist angeblich so britisch, aber woher kommt der Tee? Aus Indien, aus China, er wächst hier nicht einmal. Und Chips, Pommes Frites? Kartoffeln kommen ursprünglich aus Südamerika, sie wurden von den Spaniern oder Portugiesen nach Europa gebracht. Und der Fisch, in Teig frittiert, der wurde von jüdischen Flüchtlingen nach England gebracht. Die Leute tun so, als ob das alles „original britisch“ sei, hahaha. Im Grunde bedeutet britisch zu sein also wohl, dass du die Welt liebst, sozusagen.

Das Thema britischer Nationalismus war ein starkes Motiv in der Brexit-Kampagne. Möchtest du dich dazu äußern oder ist das ein Thema, das du lieber nicht ansprechen willst?
Ich verzweifle an dem, was ich hier sehe. Wer an den Sinn des Brexits glaubt, glaubt auch an Einhörner. Diese Leute wünschen sich etwas zurück, das wahrscheinlich nie existierte. Deren Stolz auf Großbritannien basiert auf so was wie Fish and Chips und Tee – und wie „britisch“ das ist, das hatten wir ja gerade. Die haben sich das alles eingebildet und zurechtgelegt. In dem Britannien, das die zurückhaben wollen, gab es nur Pie zu essen. Es macht mich so wütend, wenn ich sehe, was hier los ist. Es ist ekelhaft. Es ist ekelerregend. Es ist einfach nur Unsinn und die Leute wollen es trotzdem. Es stellt sich die Frage, warum die Menschen mit einer Regierung weitermachen wollen, von der sie wissen, dass sie lügt? Was ist der Grund dafür? Bist du einfach zu stur, um deine Meinung zu ändern? Oder hast du einen anderen Grund, den du nicht bereit bist, in der Öffentlichkeit zu sagen? Hinter all dem steckt immer auch Nationalismus. Und das ist nur eine Masche, die Leute abzulenken. Und es gibt leider genug Leute, die immer noch bei all dem mitmachen.

Es gab schon immer Diskussionen über einige britische Punk- und Oi!-Bands, bei denen man sich nie sicher sein konnte, wo genau sie stehen und ob man ihre Einstellung noch als „gesunden Patriotismus“ durchgehen lassen kann oder als „ungesunden Nationalismus“ ablehnen muss. Wie siehst du das?
Du meinst das, was man in Deutschland als „Grauzone“ bezeichnet? Das ist eine schwierige Frage. Es gibt so einige Bands, die man hörte, als die entsprechende Platte rauskam, und sich nichts dabei dachte, wo man sich irgendwann aber bei einem Text fragte: Moment mal, was willst du damit sagen? Weil es zweideutig ist – und ich mag keine Zweideutigkeit. Es gab da so Bands, wo ich vielleicht mal ein komisches Gefühl hatte, und dann, Jahre später, habe ich bei einigen Liedern den Text gelesen und mir gesagt: Oh, fuck, das höre ich mir nie wieder an. Und bei manchen war es genau das Gegenteil. Man kann eben nicht alles über einen Kamm scheren. Ich habe sowieso ein Problem mit Patriotismus. Ich bin nicht patriotisch. Wenn du patriotisch sein willst, dann sei Patriot in Bezug darauf, dass du von diesem Planeten kommst und ihn liebst! Es ist ein schwieriger Bereich, dieses Skinhead-Zeug. Es gibt eine Menge guter Skinheads und eine Menge schlechter Skinheads. Man hat da eben nicht immer mit den intellektuellsten Leuten zu tun.

Zum Schluss noch die Frage, wie du mit dem neuen Album zum österreichischen Label Sbäm Records gekommen bist.
Ich habe auf Stefans Sbäm Fest schon mit SNUFF, TOY DOLLS und GUNS N’ WANKERS gespielt, so lernten wir uns kennen, und Stefan ist ein netter Kerl mit guten Einstellungen, der auch geschäftlich was geregelt bekommt. Er macht die Festivals, hat sein eigenes Label, ist Künstler, das gefällt mir. Es gab also eine Menge guter Gründe, mit ihm zu arbeiten. Auch Fat Wreck ist natürlich ein cooles Label, aber für mich hat das jetzt den Vorteil, dass die Platte auf meinem Label ist, ich sie an Stefan lizensiert habe, aber rechtemäßig immer noch selbst besitze.