TERROR

Foto© by Errick Easterday

Zusammen durch die härtesten Zeiten!

Es gibt Bands da draußen, die darf man nie abschreiben. TERROR sind definitiv eine davon. Nach einigen guten, aber nicht überragenden Alben haben sich die Amerikaner um Frontmann Scott Vogel wieder mit ihrem alten Gitarristen Todd Jones zusammengetan. Herausgekommen ist „Pain Into Power“, eines der stärksten Werke der Bandgeschichte.

Scott, wann hast du das letzte Mal „pain into power“ verwandelt?

Ich werde natürlich älter und bekomme immer mehr Probleme mit meinem Rücken. Ich liege aktuell auf dem Boden, während ich dieses Interview führe. Nicht weil mein Rücken heute besonders schmerzt, sondern weil es sich besser anfühlt, auf einem harten Boden zu liegen. So viel und so lange zu touren und dabei auf und neben der Bühne mehr zu investieren als der Durchschnitt, hat meinem Körper ganz schön geschadet. Damit klarzukommen ist mit Sicherheit eine Verwandlung von Schmerz in Kraft. Als ich mir den Titel überlegt habe, habe ich aber in einem weit größeres Spektrum gedacht. In den letzten beiden Jahren musste jeder große Herausforderungen meistern. Jeder hat seine eigenen. Beziehungen, Krankheit, Familienprobleme oder andere Schwierigkeiten. Gleichzeitig geht die Welt unter. „Pain Into Power“ lässt sich also auf vieles anwenden. Ich denke, du findest viele Menschen, die so wie ich ersuchen das Positive zu sehen, ich denke aber nicht, dass du Menschen findest, denen es in den letzten Jahren ausnahmslos gut ging.

Im Vergleich zum letzten Album „Total Retaliation“ wirkt der aktuelle Albumtitel wesentlich positiver. Kann man das als positive Message in einer düsteren Zeit verstehen?
Ich denke, es gibt eine Balance. Wenn du dir die neue TERROR-Platte anhörst, klingt sie doch sehr finster und aggressiv. Vielleicht ist es sogar unser bisher düsterstes und aggressivstes Album. Die Atmosphäre und die Musik sind erbarmungslos. Es gibt kaum Grooviges, nichts Melodisches. Auch viele der Texte sind sehr düster. Aber es liegt nicht in meiner Natur, komplett negativ zu sein. Es war mir wichtig, einen Silberstreifen am Horizont zu lassen. Im Opener gibt es die Zeile: „Together through the hardest truth“. Das bezieht sich direkt auf die aktuelle Situation auf der Welt. Doch solange du Leute um dich hast, auf die du dich verlassen kannst, kannst du es durchstehen. So sollte für eine Weile auch der Titel des Albums lauten. Daraus wurde dann aber nichts. „TERROR­ – Together Through The Hardest Truth“, das wären fünf von sechs Wörter gewesen, die mit dem Buchstaben T beginnen. Das sind zu viele Ts. Die Titelidee ist deshalb in den Müll gewandert. Mir war klar, dass das Album insgesamt finsterer werden würde, ich wollte aber nicht in die komplette Finsternis abstürzen.

Auf den Song „Unashamed“ auf dem neuen Album bezugnehmend: Triffst du viele Menschen, die früher in der Szene aktiv waren und sich heute für diese Zeit schämen?
Viele Leute, die ich treffe, die in ihrer Vergangenheit in der Hardcore-Szene unterwegs waren, sind sehr glücklich darüber, wenn sie darauf zurückblicken. Die meisten haben etwas gelernt, das deren komplettes Leben beeinflusst hat. Vielleicht sind sie Vegetarier oder freie Geister geworden, statt homophobe, rassistische Arschlöcher. Fast jeder, der in der Hardcore-Szene war, hat daran tolle Erinnerungen. In dem Song geht es quasi direkt darum, dass TERROR nun seit mehr oder weniger zwanzig Jahre eine Band sind. Dass wir zwar Hochs und Tiefs erlebt haben, es mal besser, mal schlechter lief, wir aber immer noch dieselbe Band sind. Wir hatten nie irgendwelche Gimmicks nötig oder haben uns verkleidet. Wir sind einfach super happy, uns eine Hardcore-Band nennen zu dürfen. Viele Bands heutzutage wollen nicht mehr nur „Hardcore“ sein und lieber Grenzen überschreiten – das ist auch okay so, ich bin ja kein Diktator. Aber wir schämen uns nicht für das, was wir sind, oder dass wir mit beiden Beinen fest in der Szene stehen.

Wir müssen über Todd Jones sprechen. Warst du immer mit ihm in Kontakt oder wie kam es nun zur erneuten Zusammenarbeit mit ihm?
Unser Kontakt ist eigentlich nie abgerissen. TERROR und NAILS haben vor fünf Jahren wir haben auch mal eine Tour zusammen in Europa gespielt. Unsere Beziehung war also immer gut. Jordan, einer unserer Hauptsongwriter, der in Toronto, Kanada, lebt, steckte dort fest. Chris, unserer Bassist, lebt in Maine. Ich bin vor kurzem, nachdem das Album fertig war, zurück nach Buffalo gezogen. Vorher war ich in L.A.. Wenn du dir jetzt die Geografie der vereinigten Staaten vor Augen führst, dann waren wir alle ziemlich weit voneinander entfernt. Nick, Martin und ich waren also gerade in L.A. und hatten viel Freizeit und keinerlei Pläne, bald wieder auf Tour zu gehen. Wir wollten ein neues TERROR-Album schreiben. Todd war auch in L.A. und wir wissen ja, dass er ein großartiger Songwriter ist. Er half mir damals dabei, den Sound und den Stil von TERROR zu gestalten. Wir fragen ihn, ob er Interesse daran hätte, das nächste Album mit uns zu produzieren. Er hat unheimlich viel in das Album investiert, ich kann das gar nicht genug hervorheben.

Todd hat euch aber nicht nur aufgenommen, sondern hat auch einige Lieder mit euch geschrieben, oder?
Es gibt Songs auf dem Album, die Jordan komplett allein geschrieben und dafür Demos aufgenommen hat. Er brachte sie mit zu uns ins Studio und wir arbeiteten daran weiter. Jordan und Chris waren also auch involviert. Heute ist das ja gar keine Problem mehr. Wir hatten „Live By The Code“ und „Keepers Of The Faith“ mit Chad Gilbert von NEW FOUND GLORY aufgenommen. Auch er war damals sehr nahe dran, mit ihm hatten wir aber nur zwei Wochen. Todd dieses Mal war aber einfach mittendrin. Wir hatten so viel Zeit, keinerlei Eile und haben ein gutes Jahr mit ihm gearbeitet. Das Ergebnis spricht für sich – meiner Meinung nach ist das Album unheimlich stark geworden.