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OCEAN

Holocene

Groß angelegte Konzept-Arbeiten über Alben hinweg durchzudrücken ist ein häufiger Topos im Post-Metal, einer Musikrichtung, die ihrem Hang zum Sublimen eben nicht nur musikalisch, sondern auch thematisch gerecht werden will. Eine derart immense, kaum fassbare Zeitspanne textlich und klanglich so zu verdichten wie THE OCEAN, ist jedoch eine Kategorie für sich: die geologische Zeitskala. Das klingt verkopft und megalomanisch, allerdings spricht nicht nur die gründliche konzeptionelle Arbeit für die Band, sondern auch die kompositorische Klasse, mit der sie sich an die Umsetzung gewagt haben. Außerdem ist es THE OCEAN inhaltlich gelungen, die Implikationen der unterschiedlichen Erdzeitalter auf den Menschen nachzuvollziehen. Nach einem ausführlichen Blick zurück wendet sich die Band um Gitarrist Robin Staps in die nahe Zukunft, „Alarmstufe Rot!“-Post-Metal sozusagen. Dieses Erdzeitalter ist durchdrungen von dem Zynismus, der an die technische Umsetzbarkeit vom ewigen Leben glaubt, wie das Stück „Parabiosis“ andeutet. Während die Erde zur selben Zeit klimatisch final vor die Wand gesetzt wird, so „Subatlantic“: „It’s getting warm / [...] Cities of sand under glass / This is our new civilisation / And the sun always shines / Bright“. Hybris und Dummheit in Echtzeit, typisch Mensch. THE OCEAN analysieren ungeschönt den Schrottplatz Erde, den die Menschheit dereinst hinterlassen haben wird.