CALIBAN

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Die Geister, die ich rief

Mit „Zeitgeister“ melden sich CALIBAN nun erstmals seit 2018 zurück. Ich darf mich mit Drummer Patrick virtuell zusammensetzen, um über die Platte und deren Entstehung reden. Dazwischen bleibt immer Zeit für Anekdoten, Seitenprojekte und Hintergründe zu den aktuellen Videos der Band.

Was willst du denn von mir wissen?“, fragt Patrick und natürlich brennt mir die Frage auf den Nägeln, wie „Zeitgeister“ entstanden ist. „Wir nehmen ja mittlerweile so gut wie alles bei Marc Görtz, unserem Gitarristen, auf, der ein eigenes Studio hat und auch unser Hauptsongwriter ist, und das seit ewig und drei Tagen. Die Gesangsspuren werden dann in Berlin bei Benni Richter, der ja auch unser Produzent ist, recordet. Marc kommuniziert natürlich viel mit Benni und die beiden zoomen oder skypen und schicken sich die Daten von Berlin nach Essen und umgekehrt. Also am Aufnahmeprozess hat sich in den letzten Jahren so gut wie gar nichts geändert.“ Bei diesen eingespielten Arbeitsschritten sollte die Pandemie auch wenig Auswirkungen auf „Zeitgeister“ gehabt haben, nehme ich an. „Ja, die hatte wirklich wenig Auswirkungen, weil das Schöne ist ja, dass man heutzutage im Studio mehr oder minder alleine sein kann, und da muss man ja nicht immer im Kollektiv anwesend sein. Dass wir da zu fünft im Studio stehen und die Spuren einspielen, das ist ja heutzutage auch anders machbar.“

Mich interessiert die Geschichte hinter dem Feature von Matthi von NASTY, der direkt den Opener „Trauma“ veredeln darf. „NASTY und CALIBAN sind ja schon ewig und drei Tage befreundet und Matthi hatte uns auch schon bei ‚Ich blute für dich‘ mit Sushi zusammen unterstützt und da ist so was immer naheliegend. Leute, die uns sowieso nahe sind und deren Musik wir sehr schätzen und geil finden, mit denen arbeiten wir gerne zusammen und machen auch gerne Features. CALIBAN waren auch schon immer eine Band, die Musiker, mit denen wir befreundet sind oder auch die uns beeinflusst haben und generell abfeiern, mit denen haben wir ja auf den Alben immer wieder mal was gemacht und das macht uns einfach Freude.“ Dabei zeigt sich Patrick dankbar, schon viele Freunde mit ins Boot holen zu können. „Wir haben ja viele coole Leute schon abgedeckelt. Ich bin dann heute mal wieder über LAMB OF GOD gestolpert, mit denen ich ganz gut befreundet bin, und dachte mir, Randy hat ja auch echt eine geile Stimme und eine geile Range und der Gesang ist auch sehr markant. Auf eine Zusammenarbeit mit ihm hätte ich natürlich mal Bock. Ich mag seine Stimme unheimlich gerne, weil sie so einzigartig ist.“

Gerade am Tag, als wir uns zusammensetzen, erscheint das Video zum neuen Song „nICHts“, wenige Wochen zuvor der Clip zu „Intoleranz.“ Was kann mir Patrick zu den Videodrehs erzählen? „Der Hauptgedanke zum ‚Intoleranz‘-Video kam diesmal aus meiner Feder, weil ich auch sagte, dass ich nicht immer nur Lust habe auf ein Story- oder ein Performance-Video. Intoleranz ist ja auch ein starkes Thema und das war es schon 1998, als der Song das erste Mal rauskam. Das ist auch immer noch aktuell und das wird es wahrscheinlich auch immer bleiben. Ich fand es dann vor allem cool, das Thema mal etwas globaler zu sehen, als es die ursprüngliche Idee war. Die Lyrics von Andi waren ja szenespezifisch gemeint: Ich bin anders, ich sehe anders aus und letztendlich machen wir aber alle die gleiche Mucke und hängen in der gleichen Szene ab. Für heute war mir das dann zu eindimensional und da wollte ich etwas haben, das ein bisschen allgemeingültiger ist. Ich denke auch, das haben wir ganz gut darstellen können mit starken Bildern und fehlender Bandperformance. Wir haben uns dann am Ende nur dazu entschieden, Andi noch mit in das Video zu nehmen, um das Ganze dann etwas aufzufreshen, und haben dann diese Szenen am gleichen Tag abgedreht wie die Bandperformance zu ‚nICHts‘. Wir haben beide Videos mit Michi von Der Pakt gemacht und haben Andi dann ein paar Stunden früher an den Drehort geschickt, um die Szenen für ‚Intoleranz‘ zu drehen und dann kam die restliche Band dazu, um das Video für ‚nICHts‘ einzutüten.“

Mit Blick auf zukünftige Shows, gibt es eine Single vom neuen Release, auf deren Live-Performance sich Patrick besonders freut? „Auf jeden Fall ‚Intoleranz‘! Der Song war ja schon, als CALIBAN den 1998 schrieben, einer der Titel, die auf jeder Hardcore-Show gespielt werden musste. Die Leute sind völlig darauf ausgerastet. Es gibt ja auch dazu verrückte Videos auf YouTube, wo Andi von der Menschenmasse auf der Bühne umgerannt und begraben wird. Das war auch, was der Song letztendlich dargestellt hat. Ich würde sehr gerne sehen, wie die Leute heute auf diesen Song abgehen, denn ich denke, da kann man auch viel mit dem Publikum machen. Vom Mitschreien bis zum Wut rauslassen und Flagge zeigen. Ich denke, das wird ein guter Live-Song.“ Die ersten Shows werden so oder ein ziemlicher Abriss. „Haha, oh ja. Wir könnten wahrscheinlich ‚This oath‘ spielen und die Leute würden total darauf ausrasten.“